Digitalsustainable

Das Duett zwischen Digitaler Transformation und Nachhaltigkeit

Projekte

Green Cities: Wege zur Transformation

Green Cities: Wege zur Transformation Lärm, Beton, Autos und Stau. Die vier Wörter geistern immer in meinem Kopf herum, wenn ich an deutsche Großstädte denke. Oftmals auch zu Unrecht, gerade wenn ich an die Alster, die zahlreichen Parks und das Umland von Hamburg denke. Dennoch: Ich bin auf dem Land aufgewachsen, für mein Studium nach Hamburg gezogen und ich merke in aller Regelmäßigkeit, dass ich für ein paar Tage raus aus der Stadt muss. Insbesondere in den Hitzeperioden im Sommer 2022 habe ich öfters die Flucht ergriffen und bin in meine Heimat an die Ostsee gefahren. Doch dieses Privileg einer „kühleren“ Heimat im Hochsommer haben wohl die wenigstens der Bewohner Hamburgs oder anderer deutscher Großstädte. Doch angesichts der klimatischen Veränderungen stellt sich die Frage: Welche Risiken kommen auf Städte zu, wenn die globale Erderwärmung weiter zunimmt, und wie können Städte ihre BewohnerInnen vor den Folgen des Klimawandels schützen? Deswegen möchte ich euch heute das C40 Projekt vorstellen, mit welchem ich mich gemeinsam mit zwei anderen Studenten im Zuge unseres Forschungsprojektes im 2. Semester beschäftigt haben. C40 ist eine Initiative von fast 100 Städten der Welt, die sich zum Ziel gesetzt haben, ihre Emissionen innerhalb einer Dekade zu halbieren. Darunter finden sich riesige Metropolen wie Paris oder Mumbai, aber auch kleiner Städte und Vorreiter in Fragen der nachhaltigen Stadtentwicklung wie Kopenhagen. C40 bietet Städten durch eine umfangreiche Wissensdatenbank, dem C40 Knowledge Hub, und dem Climate Action Planning Guide Hilfe an, um Sie bei der Entwicklung eines Klimaschutzplans zu unterstützen. Das Besondere: In der Wissensdatenbank stehen hilfreiche Strategien für die städtische, nachhaltige Transformation bereit, die bereits durch andere Städte getestet und zum Teil auch durch Studien und Daten unterstützt werden.  Aufgrund der Heterogenität hinsichtlich der geografischen Lage und der sozioökonomischen Strukturen der verschiedenen Städte, reichen die Beiträge über Wasserknappheit, Begrünung der städtischen Landschaft, Energieversorgung bis hin zur nachhaltigen Finanzierung und Stadtverkehrsplanung. In der Erarbeitung der Klimaschutzstrategien legt C40 Wert auf die Rücksichtnahme und Inklusion von benachteiligten und marginalisierten Gruppen. Damit stärkt das Projekt das Bewusstsein für den unglücklichen Umstand, dass insbesondere die finanziell schlechter gestellten StadtbewohnerInnen weniger Mittel zur Verfügung haben, um sich vor den Folgen des Klimawandels ausreichend zu schützen. Abbildung 1: Der Prozess zur Entwicklung eines städtischen Klimaschutzplans (in Anlehnung an C40 o.D. d) Vielleicht bist du selbst in die städtische Entwicklung involviert und fragst dich, wie ihr als Stadt mit der Entwicklung eines Klimaschutzplans starten könnt. Möglicherweise ist dieser Prozess und das C40 Projekt ein erster Einstiegspunkt für euch. Denn es sei gesagt: Bisher nehmen nur die zwei deutschen Städte Heidelberg und Berlin an dem C40 Projekt teil. Also, was denkt ihr? Ist C40 ein Projekt, an welchem auch die Stadt Hamburg oder andere deutsche Städte teilnehmen sollten? Quellen: C40. o.D.a. „About C40“. Zugriff am 14. Mai 2022. https://www.c40.org/about-c40/. C40. o.D.b. „Knowledge Hub“. Zugriff am 29. April 2023. https://www.c40knowledgehub.org/s/?language=en_US. C40. o.D.c. „Why all cities need a Paris Agreement-compatible climate action plan.“ Zugriff am 29. April 2023. https://www.c40knowledgehub.org/s/guide-navigation?language=en_US&guideRecordId=a3t1Q0000007lEWQAY&guideArticleRecordId=a3s1Q000001iahcQAA C40. o.D.d. „ Introducing the climate action planning guide for cities“. Zugriff am 29. April 2023. https://www.c40knowledgehub.org/s/guide-navigation?language=en_US&guideRecordId=a3t1Q0000007lEWQAY&guideArticleRecordId=a3s1Q000001iahhQAA Torge Stahl

Machine Learning im Demand Planning – der heilige Gral?

Demand Planning: Machine Learning im Fokus Seit dem Boom von ChatGPT ist LinkedIn voll von Beiträgen über Machine Learning (ML) Anwendungen und wie diese im Unternehmenskontext gewinnbringend eingesetzt werden könnten. Oftmals lesen sich diese Beiträge sehr positiv und die Schlussfolgerung daraus: ML, in welcher Form auch immer, ist ein No-Brainer für jedes Unternehmen. Und ja, in vielen Bereichen erzielen ML-Lösungen gute Ergebnisse und auch ich habe mich im Zuge eines Lehrmoduls mit der Durchführung eines ML-Projektes in einem Unternehmen, speziell im Demand Planning beschäftigt. Und meine Erkenntnisse möchte ich gerne mit euch teilen. Zuerst: Welche Form von ML-Anwendung habe ich mir angeschaut? Typischerweise eignen sich Recurrent Neural Networks, kurz RNNs, für die Aufgabe, Zeitreihen zu analysieren und zukünftige Bedarfe vorherzusagen. Wer die genaueren technischen Hintergründe verstehen möchte, empfehle ich folgenden Blogartikel. Kurz gesagt: Im Gegensatz zu Feed Foreward Neural Networks speichern RNNs die Outputs und weitere Informationen der vorherigen Prozessschritte. Und welche Entscheidungen muss ein Unternehmen treffen? Eine zentrale Entscheidung beim Einsatz von ML ist die Make-or-Buy Entscheidung. Oftmals nutzen Unternehmen eine integrative Lösung für die Abbildung des Sales & Operations Planning Prozesses, was angesichts der engen Verzahnung von Demand Planning, Sourcing und Production Planning sinnvoll ist. Einzelne Anbieter integrieren schon heute ML-Algorithmen in ihr Forecast-Modul. Dabei ist aber fraglich, inwieweit eine „one size fits all“-Lösung den vorliegenden Marktumständen und Wünschen gerecht wird. Bei der Eigenentwicklung kommen andere Probleme auf das Unternehmen zu. Inwieweit lässt sich eine Lösung ohne hohen Aufwand in die bisherige IT-Landschaft integriert? Wer programmiert und trainiert die Lösung? Welche Person aus dem Fachbereich ist in der Lage, mit der Lösung umzugehen und was passiert, wenn Wissensträger das Unternehmen verlassen? Eine weitere Voraussetzung muss für beide Fälle erfüllt sein: Besitze ich als Unternehmen genug Trainingsdaten, um die ML-Lösung auf meine Bedarfsstrukturen anzupassen? Dabei ist vor allem die Granularität der Daten entscheidend. Wenn ich einen monatlichen Forecast produziere, besitze ich über 2 Jahre lediglich 24 Datenpunkte je Artikel oder Portfolio, mit welcher ich das RNN trainieren kann. Hier muss eine Kosten-Nutzen-Entscheidung zwischen ML-Anwendung und statistischen Methoden wie (S)ARIMA, linearer Regression etc. getroffen werden. Typischerweise gilt: Je mehr Datenpunkte, desto besser ist die ML-Anwendung zu trainieren und desto bessere Vorhersagen wird sie treffen können. Wenn allerdings nur sehr wenige Datenpunkte zur Verfügung stehen, kann ein klassisches statistisches Verfahren bei weniger Aufwand möglicherweise ein besseres Ergebnis liefern. Sollten zudem nur Absatzzahlen vorliegen, ist zudem die Frage, ob hier nicht mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird. ML-Lösungen bieten die Optionen weitere Dateninputs wie pandemische Fallzahlen, Wetterdaten, Marketingkampagnen von Wettbewerbern in den Forecast zu integrieren. Wenn all diese Daten nicht und dazu noch in einer nicht ausreichenden Granularität vorliegen, ist es fraglich, ob eine ML-Lösung für das Demand Planning tatsächlich geeignet ist. Dieser kurze Ausschnitt zeigt bereits, dass die Integration einer ML-Lösung nicht so trivial ist, wie es sich viele Unternehmen wünschen. Bevor aus Prinzip ein ML-Projekt gemacht wird, gilt es die entsprechenden Überlegungen anzustellen: Welches Problem möchte ich konkret mit ML lösen? Welchen Mehrwert bietet ein ML im Vergleich zu anderen Verfahren? Besitzt die Organisation das Wissen oder muss es eingekauft werden? Liegen diverse Daten in der ausreichenden Granularität zur Verfügung? Torge Stahl

Goldgräberstimmung in der Tiefsee

Am 08.06.2023 findet der World Ocean Day statt. Dann wird wieder viel über Themen wie Überfischung, Verunreinigung und Überhitzung gesprochen. Ein bisher weniger beleuchtetes Thema ist der Tiefseebergbau. Ich möchte die Chance nutzen, um ein wenig Licht auf dieses Politikum zu werfen. Kobalt, Kupfer, Nickel – diese drei Rohstoffe stehen in den letzten Jahren im Kern vieler strategischen Überlegungen. Unsere Transformation hin zu einer nachhaltigeren und vor allem digitalen Gesellschaft fußt auf der Nutzung dieser drei Elemente. Diverse Staaten, Forschungsgruppen und private Unternehmen arbeiten derzeit intensiv an einem sicheren Abbauprozess. Gleichzeitig warnen Vertreter unterschiedlicher Forschungsbereiche vor den unbekannten Folgenden des Tiefseebergbaus. Im Zentrum des Interesses stehen sogenannte Manganknollen (polymetallische Knollen). Hierbei handelt es sich meist um kartoffelgroße, rundliche Ablagerungen von mineralischen Sedimenten, die sich auf dem Meeresboden bilden. Sie bestehen hauptsächlich aus Mangan (~ 27%), jedoch liegt das Hauptinteresse auf den durchschnittlichen 3%, die aus den Buntmetallen Kobalt, Kupfer und Nickel bestehen (BGR – Objekt des Quartals – 09/06: Manganknollen – ‚Trüffel‘ der Tiefsee (bund.de). Manganknollen gibt es in vielen Meeresregionen. Vier der weltweit größten Vorkommen befinden sich beispielsweise in der Clarion-Clipperton-Zone (Westküste Mexikos), dem Peru-Becken, -Becken (Cookinseln) und im Indischen Ozean (Manganknollen « World Ocean Review). Der Abbau der Manganknollen, die meist in Tiefen zwischen 3500 und 6500 Metern auf Tiefseeebenen zu finden sind, ist auf den ersten Blick gar nicht so kompliziert. Mithilfe von Unterwasserfahrzeugen können die auf dem Boden liegenden Knollen einfach eingesammelt werden. Beim Abbau dieser Knollen gibt es eine Reihe von Problemen, die aktuell wissenschaftlich wie politisch heiß diskutiert werden. Eines dieser Probleme ist, dass der Meeresboden schlichtweg nicht vergisst. Die Spuren eines 1989 durchgeführten Abbaus von Manganknollen zu wissenschaftlichen Zwecken können Jahrzehnte später immer noch beobachtet werden. Die beim Abbau entstehenden Verwirbelungen der Sedimentschichten könnten das Ökosystem empfindlich beeinflussen und zu ungeahnten Konsequenzen führen (Tiefseebergbau: Die Jagd auf Rohstoffe im Ozean alarmiert Umweltschützer – manager magazin (manager-magazin.de). Zudem sind viele Manganknollen radioaktiv verseucht – ein weiteres Problem, das erst kürzlich in einem Paper (Volz et al. 2023) im Journal Scientific Reports thematisiert wurde. Teilweise überschreiten die Strahlenwerte die in Deutschland festgelegten Grenzwerte um das Hundertfache. Damit zeigt sich, dass der Abbau von Manganknollen nicht nur Konsequenzen für die Meeresökosysteme haben, sondern auch potenziell gesundheitsgefährdend für den Menschen sein kann (Alpha radiation from polymetallic nodules and potential health risks from deep-sea mining | Scientific Reports (nature.com). Wie so häufig gilt es auch in diesem Fall die Interessen unterschiedlicher Gruppen gegeneinander abzuwägen. So haben wir auch hier auf der einen Seite Vertreter der Wirtschaft, die darauf drängen, den Abbau zu beschleunigen, um die dringend benötigten Ressourcen für die oben genannte Transformation zur Verfügung zu stellen. Auf der anderen Seite stehen Vertreter unterschiedlicher Naturwissenschaften, die vor den potenziellen Gefahren beim Abbau von Manganknollen warnen. Und wie so häufig wird sich auch in diesem Fall eine Entscheidung ergeben, die darauf fußt, wie viele Menschen sich hinter der einen oder anderen Gruppe vereinen. Ziel dieses Beitrags ist nicht, die Argumente für oder gegen den Abbau aufzustellen. Stattdessen möchte ich darauf hinweisen, dass es sich um einen potenziell kritischen Scheideweg handelt und noch ein wenig Zeit vorhanden ist, um sich für die eine oder andere Seite zu engagieren. Adrian Imeri

Die ideale Stellenausschreibung für Green Jobs

Laut dem Statistischen Bundesamt gab es im Jahr 2018 circa 289 000 Beschäftigte in Deutschland mit sogenannten Green Jobs. Dies entsprach ein Anstieg von etwa 9,6 Prozent gegenüber dem Green Job Sektor aus dem Vorjahr (vgl. Bocksch 2020). Aus dem Druck für Unternehmen, sich zu nachhaltigen Organisationen zu transformieren, erhöht sich auch die Anzahl der neuen Stellenausschreibungen in diesem Bereich. Im Zuge dieses Trends entwickelten Redman und Wiek (2021) das Framework für Kompetenzen für nachhaltige Entwicklung. Die einzelnen Kompetenzen des Frameworks sind aus der Abbildung 1 zu entnehmen. Eine genaue Erklärung aller Kompetenzen findet ihr in dem hier verlinkten Video. Abbildung 1: Framework für Kompetenzen für nachhaltige Entwicklung (in Anlehnung an Brundiers et al. 2021, 21 und Redman und Wiek 2021, 7) Im Rahmen einer Forschungsarbeit untersuchten wir 365 Stellenausschreibungen für Green Jobs in der IT-Branche in Deutschland, wobei wir feststellten, dass keine der 13 Kompetenzen von Redman und Wiek in den untersuchten Stellenausschreibungen namentlich erschien. Die fehlende Integration der Kompetenzen in den Stellenausschreibungen deutet darauf hin, dass den Unternehmen das Framework von Redman und Wiek noch nicht bekannt ist oder als nicht relevant empfunden wird. Doch wenn Unternehmen aktuell in ihren Stellenausschreibungen nicht nach den richtigen Kompetenzen suchen, wie sieht dann eine ideale Stellenausschreibung aus? Ein*e Bewerber*in muss nicht alle Kompetenzen für nachhaltige Entwicklung in sich vereinen. Jedoch sollten die Stellenausschreibungen der Green Jobs so formuliert sein, dass sie die Kompetenzen für nachhaltige Entwicklung namentlich erwähnen und die Herausforderungen der Praxis berücksichtigen. Somit könnte eine ideale Stellenausschreibung wie folgt aussehen: Abbildung 2: Ist-Soll-Vergleich einer exemplarischen Stellenausschreibung für Green Jobs Die linke Seite bildet den Ist-Zustand einer exemplarischen Stellenausschreibung ab. Hierbei handelt es sich um eine Stellenausschreibung, die aus dem untersuchten Datensatz stammt und im verlinkten Video verwendet wurde. Jedoch nennt diese Stellenausschreibung nur implizit die Kompetenzen für nachhaltige Entwicklung. So sind die aufgeführten Anforderungen in der Stellenausschreibung den folgenden Kompetenzen indirekt zuzuordnen: Punkt zwei: Werteorientiertes Denken Punkt vier: Strategisches Denken Punkt fünf: Systemisches Denken Punkt sechs: Responsives Projektmanagement Die rechte Seite der Abbildung dient als Beispiel einer idealen Stellenausschreibung. Hierbei wurde die linke Stellenausschreibung umgeschrieben, sodass sie die Kompetenzen für nachhaltige Entwicklung nun namentlich im Anforderungsprofil aufführt. Ausschlaggebend ist auch, dass die Qualifikation „ein abgeschlossenes Studium …“ nicht mehr als verpflichtend eingestuft wird, sondern als wünschenswert. Diese Anpassung ist darauf zurückzuführen, da Wissen und Fähigkeiten lehrbar sind und ggf. nachgeschult werden können, wohingegen die Nachschulung von Kompetenzen nicht möglich ist (vgl. Erpenbeck et al. 2017, 14–17). Was für Vorteile bringt die Neuausrichtung von Stellenausschreibungen für Unternehmen mit sich? Anhand der Neuausrichtung der Stellenausschreibungen kann sichergestellt werden, dass Unternehmen in dem Meer von Bewerber*innen die besten Nachhaltigkeitsagent*innen von morgen finden, die dabei helfen Nachhaltigkeitsprobleme zu antizipieren und Strategien für Interventionen und Umgestaltungen in Richtung Nachhaltigkeit zu entwickeln. Zusätzlich dienen die Kompetenzen für nachhaltige Entwicklung auch als Hilfestellung für Bewerber*innen, um sich auf zukünftige Jobs vorzubereiten, die persönlichen Stärken zu identifizieren und sich von anderen Bewerber*innen zu differenzieren. Nicki Saee, Torge Stahl, Nicolai Vornbäumen   Quellen: Bocksch, René. 2020. „Steigende Relevanz von “Green Jobs”“. Statista Infografiken. 29. Juni 2020. Zugriff am 03.06.2023. https://de.statista.com/infografik/22129/anzahl-der-beschaeftigten-im-umweltschutzbereich-nach-sektoren. Brundiers, Katja, Matthias Barth, Gisela Cebrián, Matthew Cohen, Liliana Diaz, Sonya Doucette-Reming- ton, Weston Dripps et al. 2021. „Key competencies in sustainability in higher education—toward an agreed-upon reference framework.“ Sustain Sci 16 (1): 13–29. Zugriff am 6. Dezember 2022. https://doi.org/10.1007/s11625-020-00838-2. Redman Aaron und Arnim Wiek. 2021. „Competencies for Advancing Transformations Towards Sustainability.“ Front. Educ. 6. Zugriff am 15. Dezember 2022. https://doi.org/10.3389/feduc.2021.785163. Titelbild: https://unsplash.com/de/fotos/GOMhuCj-O9w

Neue Gesellschaftsformen braucht das Land!

GmbH, OG, AG, GmbH & Co. KG – ihr kennt sie, diese Vielzahl verschiedener Gesellschaftsformen, die ihr entweder im Abitur, in eurer Ausbildung oder eurem Studium auswendig lernen musstet. Wenn ihr nicht gerade im juristischen oder steuerlichen Bereich tagtäglich mit diesen Gesellschaftsformen zu tun habt, habt ihr die zahlreichen Unterschiede zwischen den einzelnen Formen höchstwahrscheinlich vergessen. Ich möchte mit euch heute über eine neue Gesellschaftsform sprechen, eine Gesellschaftsform, die es so rechtlich noch gar nicht gibt: Das Verantwortungseigentum – oder auch Gesellschaft in Verantwortungseigentum. Keine Sorge, dies wird kein Lehrtext! Viel mehr möchte ich euch einen kurzen Einblick geben, warum manche Stimmen diese neue Gesellschaftsform fordern und fördern. Zuallererst: Was ist Verantwortungseigentum? Verantwortungseigentum ist eine Alternative zu den bisherigen Eigentümerstrukturen und Unternehmen, denn sie verpflichtet sich zu zwei Prinzipien: Prinzip 1: Selbstbestimmung: Die Stimmrechte des Unternehmens liegen bei den aktiven UnternehmerInnen. Dies bedeutet, dass es keine externen Eigentümer, klassischerweise Aktionäre oder Private-Equity, geben kann. Entscheidungen im Unternehmen werden von den Leuten getroffen, die eine echte Verbindung zum Unternehmen und optimalerweise zum Tagesgeschäft haben. Die Kontrolle des Unternehmens kann daher weder vererbt noch verkauft werden. Prinzip 2: Vermögensbindung: Die Gewinne des Unternehmens sind Mittel zum Zweck und nicht Selbstzweck. Die Gewinne des Unternehmens werden reinvestiert, beispielsweise zur Deckung der Kapitalkosten, oder gespendet. Gewinne sind nicht privatisierbar und können daher nicht ausgeschüttet werden. Durch diese Trennung von Stimm- und Gewinnbezugsrechten wird eine persönliche Gewinnmaximierung auf Kosten des Unternehmens ausgeschlossen. Somit können sich die Entscheider des Unternehmens auf die langfristige Unternehmensstrategie konzentrieren und werden nicht von kurzfristigen Quartalsberichten und Renditezielen getrieben.    Zwar gibt es bereits heute bekannte Unternehmen, die sich praktisch in Verantwortungseigentum befinden, beispielsweise Mahle, Bosch, Alnatura oder Ecosia, rechtlich gibt es hier jedoch Herausforderungen: Trotz Flexibilität der GmbH sind hier Stimmenanteile veräußerlich und auch der Gesellschaftsvertrag ist nicht bis in alle Ewigkeiten in Stein gemeißelt. Eine Stiftung ist gedacht, um den Stiftungsgedanken des Gründers oder der Gründerin auch nach deren Ableben fortzusetzen, was für ein Unternehmen in einem sich immer schneller verändernden Marktumfeld problematisch sein kann, zumal Strukturen von marktwirtschaftlich operierenden Stiftungen juristisch sehr komplex sind. Auch Genossenschaften passen durch ihr spezielles Stimmrecht nicht genau in das Profil des Verantwortungseigentums. Heutige Unternehmen in Verantwortungseigentum müssen in Deutschland daher rechtlich komplizierte Lösungen finden, während diese Gesellschaftsform in Dänemark bereits seit mehreren Jahrzehnten ein etabliertes Konzept ist. Aus dieser Problematik heraus setzt sich die „Stiftung Verantwortungseigentum“ für eine neue Rechtsform ein, um den Prinzipien der Selbstbestimmung und der Vermögensbindung gerecht zu werden. Vielleicht bist auch du ein Gründer oder Eigentümer, der sich für eine solche Gesellschaftsform interessiert. Die „Stiftung Verantwortungseigentum“ hat eine Petition gestartet, um die Rechtsform in Deutschland zu etablieren. Informationen findest du unter https://www.neue-rechtsform.de. Weitere Informationen stellt auch das Unternehmen Purpose Economy aus Hamburg unter https://purpose-economy.org/de/ zur Verfügung. Quellen: Verantwortungseigentum – Unternehmenseigentum für das 21. Jahrhundert. 2017. Purpose Stiftung gemeinnützige GmbH. Zugriff am 05.04.2023 unter https://purpose-economy.org/content/uploads/purpose_de_book_sep2020.pdf Soziale Marktwirtschaft braucht Verantwortungseigentum – und dafür eine Rechtsform. o.D. Stiftung Verantwortungseigentum. Zugriff am 05.04.2023 unter https://www.neue-rechtsform.de/memorandum/ Torge Stahl

Ökologische und soziale Folgen des westlichen Kleidungskonsums

Für die meisten Menschen in westlich geprägten Gesellschaften ist ein neues Kleidungsstück seit vielen Jahren Kompensationsinstrument Nummer eins für vielerlei persönliche Leiden. Ob eine schlechte Note in der Schule oder der Universität, Stress mit Eltern oder Freunden, eine Trennung oder hoher Erfolgsdruck im Büro, häufig werden die eigenen negativen Gefühle und Emotionen durch eine physische Shoppingtour oder volle Onlinewarenkörbe kompensiert. Leider ist die Freude über neue Sneaker oder einen neuen Lieblingspullover nicht von Dauer und so müssen neue Reize (häufig in Form neuer Kleidungsstücke) für die nächsten positiven Gefühle sorgen. Einmal in diesem Hamsterrad gefangen, ist es schwierig sich daraus zu befreien. Dabei geht eine derartige persönliche Kompensationssystematik nicht nur zum Leidwesen Ihres persönlichen Geldbeutels, sondern auch der ökologischen Verfassung des Planeten und der sozialen Verfassung von tausenden Arbeitenden in Entwicklungs- und Schwellenländern, die unter prekären Bedingungen für einen unterdurchschnittlichen Lohn, sieben Tage in der Woche arbeiten – häufig bereits im Kindesalter (u.a. Niinimäki et al. 2020; Centre for Sustainable Fashion et al. 2022; Ellen MacArthur Foundation and Circular Fibres Initiative 2017; Amed et al. 2020; Niebank 2018). Ein Faktum, dass auf individueller Ebene leider allzu oft unterschätz und durch global agierende Modekonzerne, verdrängt, verharmlost und kleingeredet wird. Obwohl sich in den letzten Jahren einiges in Sachen ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit von Bekleidungsstücken getan hat, sind ein Großteil der derzeitig global praktizierten Produktions- und Distributionsprozesse weiterhin weit davon entfernt ökologisch und sozial nachhaltig zu sein (WWF 2022). Zumindest wenn man ökologische und soziale Nachhaltigkeit in der Bekleidungsindustrie nach Catrin Joergens (2006) wie folgt zusammenfasst und definiert: „fashionable clothes that incorporate fair trade principles with sweatshop- free labor conditions while not harming the environment or workers by using biodegradable and organic cotton.“ Die Sichtbarkeit der ökologischen und sozialen Probleme in der Kleidungsbranche stellt ein zentrales Problem bei der individuellen Sensibilisierung für genannte Themen da. Leider haben viele Menschen nicht die geringste Vorstellung davon, was Ihr Kleidungskonsum für ökologische und soziale Folgen generiert. Was unter anderem darin begründet liegt, dass Menschen in Deutschland mit einem Großteil dieser Folgen niemals direkt konfrontiert werden, da Sie nicht in dem für Sie sichtbaren Bereichen existieren. Die Verschmutzung von Flüssen und Seen durch die Verknappung giftiger Chemikalien und der Einsatz von Kinderarbeit finden nicht in einem Hamburger Vorort statt, sondern tausende Kilometer entfernt in den Produktionsgebieten der weltweiten Kleidungsindustrie in Indien, Bangladesch, Vietnam und China. Ohne aktives Engagement in Form von Recherche bekommt der Ottonormalverbrauchende hierzulande also erstmal nichts von den Folgeschäden seines Kleidungskaufes mit. Dabei gibt es durchaus Studien, welche die Folgen des Kleidungskonsums ziemlich genau skizzieren. Leider findet dieses Wissen allzu selten seinen Weg in populärwissenschaftliche Magazine und Zeitschriften, wodurch eine bessere Sensibilisierung für die ökologischen und sozialen Folgen westlichen Kleidungskonsums unter anderem an dem mangelhaften Transfer von Studienergebnissen in den breiten öffentlichen Diskurs hinein scheitern. Bezogen auf die rein ökologischen Folgen westlichen Kleidungskonsums veröffentlichte das deutsche Umweltbundesamt im Jahr (2021) eine Studie, die nicht nur konkrete Richtwerte für die globale Bekleidungsindustrie benannte, sondern auch, zwecks besserer Verständlichkeit, in globale Relation setzte. Während der Anteil der globalen Bekleidungsindustrie lediglich rd. 0,6% am weltweiten Einkaufsvolumen einnimmt, ist der Industriezweig trotzdem für mehr als rd. 1% der weltweiten Treibhausgasemissionen, für rd. 5% der weltweit verbrauchten Chemikalien, für rd. 1,1% der weltweiten Wasserentnahmen aus Gewässern und Grundwasser, für rd. 4% der gesamten jährlich ausgebrachten Düngermenge, für rd. 6% der weltweit verbrauchten Pestizide und für rd. 16% der weltweit verbrauchten Insektizide verantwortlich. Auch speziell auf Deutschland bezogen führte die Studie modellierte Richtwerte an, welche die ökologischen Folgen des Kleidungskonsums verdeutlichten. Im Jahr 2015 verursachte der deutsche Bekleidungskonsum durchschnittlich 135 Kilogramm Treibhausgase pro Kopf, was etwa der Emissionsmenge einer PKW-Fahrt von Flensburg an den Bodensee entspräche. Darüber hinaus verbraucht der deutsche Bekleidungskonsum jährlich ca. 17.200 Liter Wasser pro Kopf. Ein Teil dieses Wassers wird aus Grundwasser und Gewässern abgepumpt und somit der lokalen Bevölkerung als Trinkwasser und zum dortigen Lebensmittelanbau entzogen, was besonders in Gebieten mit saisonaler Wasserknappheit wie beispielsweise in Indien, ein großes Problem für die hiesige Bevölkerung darstellt. Trotz einer wachsenden Sensibilisierung westlicher Konsumierenden aufgrund von Aufklärungskampagnen zahlreicher NGO´s und/oder Eigeninitiative bleibt letztendlich die Frage, was kann jeder selbst tun, um die negativen ökologischen und sozialen Folgen von westlichem Bekleidungskonsum zu minimieren. Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass deutsche Verbraucher im Schnitt 60 neue Kleidungsstücke pro Jahr kaufen und sich gleichzeitig die Tragedauer von Kleidungsstücken in den letzten 15 Jahren halbiert hat (Perschau et al. 2017), ist die Antwort denkbar einfach – Kleidungsstücke länger tragen und wenn es doch ein neues Kleidungstück sein muss, eher auf Seconhand setzten. Bis zur gänzlich nachhaltigen Produktion und Distribution von Bekleidung ist es noch ein weiter Weg. Trotzdem haben Sie, die Konsumierenden, es in der eigenen Hand und können vor jedem neuen Einkauf entscheiden, ob es wirklich neue Kleidungsstücke sein müssen oder ob nicht auch Seconhand-Kleidungsstücke in vielen Fällen eine Alternative bieten. So würden nicht nur die Treibhausgasemissionen von Produktion und Distribution reduziert, sondern auch der Wasserverbrauch in Ländern mit ohnehin wenig Grundwasser gesenkt werden. Zusammenfassend würden mehr Seconhand-Kleidungsstücke nicht nur Ihrem Geldbeutel guttun, sondern durch weniger Nachfrage nach neuer Kleidung auch die negativen ökologischen und sozialen Folgen von neu produzierten Kleidungstücken mindern, denken Sie drüber nach! Lucas Philipp Krassau Literaturverzeichnis:  Amed, Imran, Achim Berg, Anita Balchandani, Saskia Hedrich, Felix Rölkens, Robb Young, and Sharina Poojara. 2020. ‘The State of Fashion 2020’. London: Mc Kinsey & Company. https://www.mckinsey.com/~/media/mckinsey/industries/retail/our%20insights/the%20state%20of%20fashion%202020%20navigating%20uncertainty/the-state-of-fashion-2020-final.pdf. Centre for Sustainable Fashion, Julie´s Bicycle, British Fashion Council, DHL, and London College of Fashion. 2022. ‘Fashion & Environment: An Overview of Fashion´s Environmental Impact & Opportunities for Action.’ White Paper. London. https://www.britishfashioncouncil.co.uk/uploads/files/1/NEW%20Fashion%20and%20Environment%20White%20Paper.pdf. Ellen MacArthur Foundation and Circular Fibres Initiative. 2017. ‘A New Textiles Economy – Redesigning Fashion´s Future’. England: Ellen MacArthur Foundation. https://emf.thirdlight.com/file/24/uiwtaHvud8YIG_uiSTauTlJH74/A%20New%20Textiles%20Economy%3A%20Redesigning%20fashion%E2%80%99s%20future.pdf. Joergens, Catrin. 2006. ‘Ethical Fashion: Myth or Future Trend?’ Edited by Liz Barnes. Journal of Fashion Marketing and Management: An International Journal 10 (3): 360–71. https://doi.org/10.1108/13612020610679321. Jungmichel, Norbert, Kordula Wick, and Dr. Moritz Nill. 2021. ‘Kleider mit Haken’. Hamburg: Umwelt Bundesamt. https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/479/publikationen/uba_kleider_mit_haken_bf.pdf. Niebank, Jan-Christian. 2018. ‘Analysis: Bringing Human Rights into Fashion: Issues, Challenges and Underused Potentials in the Transnational

Nudging towards a better world: Wie Konsumierende durch Nudging ökologischer konsumieren

In der heutigen Zeit hat das Thema der Nachhaltigkeit eine starke Präsenz in unserer Gesellschaft und dennoch steigen unsere CO₂-Emissionen weiter an (Global Carbon Project 2021). Dabei ist der Überkonsum der Gesellschaft, der unter anderem durch unseren materialistischen Lebensstil getrieben wird, verantwortlich für den Großteil der CO₂-Emissionen (Tripathi und Singh 2016; Ivanova et al. 2016). Es ist wichtig zu verstehen, dass der übermäßige Konsum durch die hohe CO₂-Emission langfristig unserer Umwelt und zukünftigen Generationen schadet (Tripathi und Singh 2016). Es gilt, die CO₂-Emissionen eines jeden Einzelnen (der sogenannte CO₂-Fußabdruck) zu reduzieren, um die Klimaerwärmung unterhalb der 1,5 °C-Grenze zu halten und Klimakatastrophen in der Zukunft zu minimieren (Masson-Delmotte et al. 2018). Bild: Exemplarische Bild einer Klimakatastrophe ©Saeed Khan/AFP/Getty Images       Die 1,5 °C-Grenze, die von Experten als kritische Schwelle angesehen wird, kann dennoch erreicht werden, wenn wir heute handeln. Eine Lösung bietet ökologischer Konsum. Ökologischer Konsum ist das Kauf- und Nutzungsverhalten von Personen mit dem ultimativen Ziel, die negativen Konsequenzen auf unsere Umwelt zu minimieren. Die Wahl eines Produktes mit einem geringen  CO₂-Fußabdrucks ist dabei eine Möglichkeit für ökologischen Konsum (Antil 1984; Gleim et al. 2013). Problematisch ist, dass Konsumierende zwar häufig angeben, Produkte mit einem geringen CO₂-Fußabdruck zu wählen, in der Realität allerdings oftmals weiterhin Produkte mit einem eher hohen CO₂-Fußabdruck konsumieren. Mögliche Gründe können finanzielle Barrieren (z. B. ein zu hoher Preis) oder physikalische Barrieren (z. B. eine schlechte Produktqualität oder -verfügbarkeit) sein.  Die Verhaltensintention allein hilft allerdings nicht bei der Einhaltung der 1,5 °C-Grenze. Es benötigt somit eine Intervention, damit sich diese Verhaltensintention auch in tatsächlichem Konsumverhalten äußert. Nudging scheint hierbei als Intervention zur Förderung von ökologischem Konsum vielversprechend zu sein (z. B. Demarque et al. 2015; Sun, Bellezza und Paharia 2021). Nach Thaler und Sunstein (2008, 9) ist Nudging eine Veränderung innerhalb des Entscheidungsumfeldes, das menschliches Verhalten lenken soll, ohne dabei signifikant den ökonomischen Anreiz oder die Entscheidungsfreiheit der Person zu beeinflussen. Die Bereitstellung von Informationen, die vorher während der Entscheidungssituation nicht vorhanden waren, ist eine Möglichkeit Nudging zu betreiben (Münscher, Vetter und Scheuerle 2016). Ein Beispiel für die Bereitstellung von Informationen kann die Anzeige des CO₂-Fußabdruckes eines Produktes aus dem Supermarkt sein. Zwar hat REWE eine Form der Anzeige des CO₂-Fußabdruckes im Supermarkt während des Veganuary getestet, in wissenschaftlichen Ausarbeitungen wurde dieser Nudging-Ansatz allerdings noch nicht überprüft. Aus diesem Grund habe ich im Rahmen eines abschließenden Forschungsprojektes in zwei Laborexperimenten die Anzeige des CO₂-Fußabdruckes als Nudge experimentell analysiert. Neben der Mobilität (die Wahl einer Reisemöglichkeit nach Paris) wurde zusätzlich die Ernährung (der Kauf einer Schokolade) sowie digitales Streaming (die Wahl eines Endgerätes) als Szenarien überprüft. Die Ergebnisse der Experimente sind vielversprechend. Bei Kaufs einer Schokolade konnte der CO₂-Fußabdruck einer Person um bis zu 440 g, bei der Wahl einer Reisemöglichkeit um ca. 20 kg und bei der Wahl eines Gerätes zum Streamen wiederum um etwa 20 g pro Entscheidung einer Person gesenkt werden. Zwar scheinen die Effekte zum Beispiel bei der Wahl eines Gerätes zum Streamen marginal zu sein, viele Konsumentscheidungen von einer Vielzahl an Personen hingegen erzielen in Summe einen hohen CO₂-Fußabdruck. Wenn weltweit beispielsweise alle Netflix-Abonnenten für zwei Stunden Streaming den CO₂-Fußabdruck um 20 g reduzieren, bedeutet das bei einer Streaming-Zeit von 365 Stunden im Jahr eine Reduktion des CO₂-Fußabdruckes um mehr als 800 Tausend Tonnen (Netflix 2022). Das Ergebnis zeigt, dass die Bereitstellung des CO₂-Fußabdruckes der Entscheidungsoptionen eine Chance für Unternehmen bietet, um Konsumierende zu ökologischerem Konsum zu motivieren und damit bei der Einhaltung der 1,5 °C-Grenze zu unterstützen. Der CO₂-Fußabdruck wird allerdings in der Realität zu selten bei der Wahl einer Entscheidungsoption bereitgestellt. Deshalb der dringende Appell: Liebe Unternehmen, stellt die CO₂-Fußabdrücke von Produkten bereit, um ökologischen Konsum zu fördern und zukünftigen Generationen ein Leben auf unserem Planeten zu ermöglichen. Lukas Zelek Literaturverzeichnis: Antil, John H. 1984. „Socially Responsible Consumers: Profile and Implications for Public Policy“. Journal of Macromarketing 4 (2): 18–39. https://doi.org/10.1177/027614678400400203. Demarque, Christophe, Laetitia Charalambides, Denis J. Hilton und Laurent Waroquier. 2015. „Nudging Sustainable Consumption: The Use of Descriptive Norms to Promote a Minority Behavior in a Realistic Online Shopping Environment“. Journal of Environmental Psychology 43 (September): 166–74. https://doi.org/10.1016/j.jenvp.2015.06.008. Gleim, Mark R., Jeffery S. Smith, Demetra Andrews und J. Joseph Cronin. 2013. „Against the Green: A Multi-Method Examination of the Barriers to Green Consumption“. Journal of Retailing 89 (1): 44–61. https://doi.org/10.1016/j.jretai.2012.10.001. Global Carbon Project. „CO2-Ausstoß weltweit in den Jahren 1960 bis 2020“, November 2021. http://www.globalcarbonatlas.org/en/CO2-emissions. Ivanova, Diana, Konstantin Stadler, Kjartan Steen-Olsen, Richard Wood, Gibran Vita, Arnold Tukker und Edgar G. Hertwich. 2016. „Environmental Impact Assessment of Household Consumption: Environmental Impact Assessment of Household Consumption“. Journal of Industrial Ecology 20 (3): 526–36. https://doi.org/10.1111/jiec.12371. Münscher, Robert, Max Vetter und Thomas Scheuerle. 2016. „A Review and Taxonomy of Choice Architecture Techniques“. Journal of Behavioral Decision Making 29 (5): 511–24. https://doi.org/10.1002/bdm.1897. Netflix. 2022. „Abonnenten weltweit bis 2022“. Oktober 2022. https://s22.q4cdn.com/959853165/files/doc_financials/2022/q3/FINAL-Q3-22-Shareholder-Letter.pdf. REWE. 2023. „Neue Angebote: REWE weist erstmals Klimapreise für Lebensmittel aus“. REWE Presse. 10. Januar 2023. https://mediacenter.rewe.de/pressemitteilungen/rewe-weist-erstmals-klimapreise-aus. Sun, Jennifer J., Silvia Bellezza und Neeru Paharia. 2021. „Buy Less, Buy Luxury: Understanding and Overcoming Product Durability Neglect for Sustainable Consumption Thaler, Richard H. und Cass R. Sunstein. 2008. Nudge: improving decisions about health, wealth, and happiness. New Haven: Yale University Press. Tripathi, Avinash und Manvendra Pratap Singh. 2016. „Determinants of Sustainable/Green Consumption: A Review“. International Journal of Environmental Technology and Management 19 (3/4): 316. https://doi.org/10.1504/IJETM.2016.082258.

Gedankenanstoß: Nachhaltige Karriereziele

Denkanstoß: Wie würde eine erfolgreiche Karriere aussehen, die nicht darauf ausgelegt ist, mehr Geld zu verdienen? Worauf möchte ich in meinem Leben hinarbeiten? Dieser Frage musste ich mich in meinem Studium der digitalen Transformation und Nachhaltigkeit immer wieder stellen. Jedes Jahr, jede gelesene Studie zum Thema Nachhaltigkeit änderte mein ethisches Bild von einer erstrebenswerten Karriere. Wie sollte diese aussehen, wenn plötzlich nicht nur meine Nächsten, sondern noch wichtiger, eine gesunde Umwelt im Vordergrund steht, welche auch für zukünftige Generationen lebenswert ist? Besonders verändert hat sich dabei mein Blick auf das Thema Gehalt und das Ziel „wohlhabend“ zu sein. Verschiedene Studien fanden heraus, dass sich die Korrelation von Einkommen und Glück ab ca. 75.000 Dollar Jahreseinkommen stark abschwächt (u.a. Killingsworth 2020; Easterlin 2001; Jebb u. a. 2018; Kahneman und Deaton 2010) und ein Plateau erreicht. Danach steigt das Glück durch Einkommens- bzw. Konsumsteigerungen nur noch nach großen Gehaltssprüngen. So fand eine Studie über den Zusammenhang von Glück und Einkommen mit einer Stichprobe von 33.391 Erwachsenen Angestellten in den USA heraus, dass es ab 75.000 Dollar Jahreseinkommen eine Verdopplung des Gehaltes benötigt, um statistisch einen einzigen Punkt auf einer 1-100 Happinessskala zu steigen vgl. Abbildung 1 (erstellt von Michael und Julian 2021; mit den Daten von Killingsworth 2020). Meiner Meinung nach müssen wir mit den Erkenntnisses aus der Studie traditionelle Karrierewege (spätestens ab einem Gehalt von 75.000 Dollar) überdenken. Wie viel Freude bringt mir meine Arbeit wirklich? Wie viel Freude macht es mir Verantwortung zu nehmen (damit verbundene monetäre Vergütungen machen mich statistisch nicht glücklicher)? Sollte ich nicht lieber auf eine Gehaltserhöhung verzichten und mehr Freizeit für Freunde, Familie Sport, oder ein Ehrenamt fordern? Oder sollte ich mehr Gehalt fordern und damit in soziale oder ökologische Projekte investieren? Persönlich bin ich noch auf der Suche nach meinem persönlichen Optimum. Die Studien hat mir aber auf jeden Fall geholfen kreativer über meine Zukunft nachzudenken und Impact über potenzielle gesellschaftliche Erwartungen an eine traditionelle Karriere zu stellen. Wie denkt ihr darüber? Ist an den Studien was dran? Wie könnten nachhaltige statt monetäre Karriereziele aussehen? Manuel Schmidt Literaturverzeichnis: Easterlin, Richard A. 2001. „Income and Happiness: Towards a Unified Theory“. The Economic Journal 111 (473): 465–84. https://doi.org/10.1111/1468-0297.00646. Jebb, Andrew T., Louis Tay, Ed Diener, und Shigehiro Oishi. 2018. „Happiness, Income Satiation and Turning Points around the World“. Nature Human Behaviour 2 (1): 33–38. https://doi.org/10.1038/s41562-017-0277-0. Kahneman, Daniel, und Angzs Deaton. 2010. „High income improves evaluation of life but not emotional well-being | PNAS“. 2010. https://www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.1011492107. Killingsworth, Matthew A. 2020. „Experienced well-being rises with income, even above $75,000 per year“. Proceedings of the National Academy of Sciences 118 (4): e2016976118. https://doi.org/10.1073/pnas.2016976118. Michael, Plant, und Hazell Julian. 2021. „Can Money Buy Happiness? A Review of New Data“. 2021. https://www.givingwhatwecan.org/blog/can-money-buy-happiness.

Generative KI und ihr Einfluss auf das Bildungssystem

Als Studenten im 21. Jahrhundert befinden wir uns inmitten einer rasanten technologischen Revolution. Die Künstliche Intelligenz hat sich in vielen Bereichen bereits bewährt und hat das Potenzial, unser Leben auf vielen Ebenen zu verbessern. Dies gilt auch für unser Hochschulssystem, insbesondere durch die Verwendung von „Generativer KI“. Generative KI bezieht sich auf eine Form von künstlicher Intelligenz, die erstmalig in der Lage ist, Texte zu lesen, zu verstehen und selbstständig Texte zu produzieren. Dies kann mithilfe von Machine-Learning-Modellen und Deep-Learning-Algorithmen erreicht werden, die auf großen Datensätzen trainiert werden. Nun habe ich mich gefragt, welche Vor- oder Nachteile das für zukünftige Studenten mitbringen könnte und habe dafür einfach mal die Generative KI Chat GPT selbst gefragt: „Die Verwendung von Generative KI im Bildungssystem bietet viele Vorteile. Einer davon ist die Möglichkeit, das Lernen zu personalisieren. Generative KI kann individuelle Lernstile und -bedürfnisse erkennen und entsprechend anpassen. Dies kann dazu beitragen, den Lernfortschritt zu beschleunigen und die Motivation der Schüler zu erhöhen. Ein weiterer Vorteil ist die Zeitersparnis. Generative KI kann den Lehrprozess beschleunigen und den Lehrern helfen, ihre Ressourcen effektiver einzusetzen. Zum Beispiel kann sie als Tutor fungieren, indem sie Schülern Aufgaben und Übungen zuweist und Feedback gibt. Generative KI kann auch dabei helfen, komplexe Konzepte zu vermitteln. Sie kann in der Lage sein, komplizierte Themen in einfache, leicht verständliche Sprache zu übersetzen. Dies kann besonders für Schüler von Vorteil sein, die Schwierigkeiten haben, bestimmte Konzepte zu verstehen. Jedoch sollten wir uns auch der potenziellen Risiken bewusst sein, die mit der Verwendung von Generative KI im Bildungssystem verbunden sind. Eines davon ist die Gefahr einer Verzerrung der Wahrheit. Wenn Generative KI auf falsche oder unvollständige Datensätze trainiert wird, kann sie falsche Informationen produzieren. Dies kann besonders problematisch sein, wenn es um kritische Themen wie Geschichte oder politische Fragen geht. Ein weiteres Risiko besteht darin, dass Generative KI das kreative Denken und Problemlösungsfähigkeiten beeinträchtigen kann. Wenn Schüler zu sehr auf die generierten Texte und Lösungen von Generative KI vertrauen, kann ihre Fähigkeit, eigene Ideen und Lösungen zu entwickeln, beeinträchtigt werden. Schließlich ist auch die Gefahr einer Verlagerung von Verantwortung und Kontrolle zu berücksichtigen. Wenn Generative KI eingesetzt wird, kann es einfach sein, die Verantwortung für das Lernen und den Lehrprozess von Lehrern und Schülern auf die Technologie zu verlagern. Dies kann dazu führen, dass Schüler weniger Verantwortung für ihr eigenes Lernen übernehmen und dass Lehrer weniger Kontrolle über den Lehrprozess haben. Zusammenfassend kann man sagen, dass Generative KI sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf das Bildungssystem haben kann. Es ist wichtig, dass wir uns bewusst mit diesen Auswirkungen auseinandersetzen und sicherstellen, dass wir Generative KI so einsetzen, dass ihre Vorteile genutzt werden können, während ihre Risiken minimiert werden.“ Überraschend, oder? Das Ganze wird mit einer Suchanfrage innerhalb von 20 Sekunden generiert. Angesichts der Qualität der Texte ist es kein Wunder, dass ChatGPT schon zwei Monate nach dem Launch über 100 Millionen monatliche Nutzer hat und branchenübergreifend Anwendung findet. Gefährlich finde ich dabei jedoch, dass generative KIs das deutsche Bildungsministerium unerwartet getroffen haben könnte. Jedenfalls gibt es aktuell, trotz der Dringlichkeit und der weitreichenden anstehenden Veränderungen des Lehrwesens durch Generative KI, noch wenige öffentliche Stellungnamen oder Empfehlungen, wie damit umgegangen werden soll. Fast scheint es als hätten zumindest diese technologische Entwicklunge den gesellschaftlichen und politischen Diskurs überholt. Um die Chancen dieser beeindruckenden KI nutzen zu können sollte schnellstens ein ethischer Umgang mit diesen Technologien finden, um ihre Risiken zu minimieren und diese Diskussion zukünftig präventiv führen! Was denkt ihr über Generative KI? Verbessert sie unsere Art und Weiße wie wir zukünftig Lehren und Lernen oder steht sie der tatsächlichen Bildung vielleicht sogar im Weg? Manuel Schmidt

Warum weniger manchmal mehr ist

Kommt dir folgende Situation bekannt vor? Du gehst in einen Supermarkt und musst etwas kaufen, was du sonst nie kaufst. Haushaltsprodukte, die du vielleicht für einen bestimmten Vorfall brauchst und 1-2-mal im Jahr verwendest. Du stehst vor dieser Wand aus verschiedenen Artikeln und für genau den einen Zweck, steht dir eine Palette aus 4-8 Artikeln zur Verfügung. Und in dem Moment wünscht du dir, dass du einfach nur einen Artikel hättest, der genau den Zweck erfüllt. Nach langer Überlegung greifst du zu einem Artikel, der dir aus deiner Kindheit bekannt vorkommt, weil du die Marke im Putzmittelschrank deiner Eltern gesehen hast und gehst aus dem Laden. Eine andere Situation: Du bist gerade mit der Schule fertig und bist der Überzeugung, dass du schon echt viel weißt. Das mag auch sein, nur leider noch nicht so viel über dich und schon gar nicht, was du nach der Schule machen möchtest. Jobberatungen in der Schule, ein Jahr Selbstfindung im Ausland, die Vorschläge deiner Eltern und Studienberatung haben dich nicht weitergebracht. Trotz hunderten von Möglichkeiten hast du das Gefühl, dass es einfach nicht die richtige Ausbildung, den richtigen Job oder das richtige Studium für dich gibt. Was haben diese beiden Situationen gemeinsam? Beide Situationen geben dir ein Gefühl von Überforderung. Zugegeben, vielleicht ist die Überforderung bei einer der zentralsten Entscheidungen deines Lebens etwas größer, als bei der Frage welchen Fleckenentferner du kaufen solltest. Trotzdem teilen sich diese beiden Situationen ein zentrales Phänomen, welches als Paradoxon of Choice oder auch Choice Overload bekannt ist.  Dieses Phänomen tritt immer dann auf, wenn ein Individuum zu viele Optionen zur Auswahl hat. Empirische Untersuchen haben ergeben, dass Entscheidungsträger durch diesen Effekt weniger motiviert sind Entscheidungen zu treffen, unzufrieden mit ihrer Entscheidung sind und teilweise ihre Entscheidung bereuen (vgl. Scheibehenne, Greifeneder und Todd 2010). Dabei gibt es keine konkrete Anzahl an Entscheidungsoptionen, ab welcher dieser Effekt auftritt. In Situationen, wie der oben beschriebenen Einkaufssituation von einem Haushaltsprodukt, tritt dieser Effekt häufig dann auf, wenn es eine überwältigende Anzahl an Produkten gibt, die sich nur geringfügig unterscheiden (vgl. Iyengar und Lepper 2000). Doch woher kommt dieses Gefühl? Lehrt uns doch die neoklassische Theorie, dass wir als Homo Oeconomicus immer die optimale Entscheidung treffen würden, wir immer Zugang zu jeder Information auf dem Markt haben (vgl. Franz 2004). Doch wie oft habe ich selbst schon stundenlang überlegt, welchen Laptop, welches Handy oder welches Essen ich mir bestelle und einen Tag später kommt ein gutes Angebot raus oder ich bekomme einen Tipp von Freunden für das beste Lokal der Stadt und ärgere mich, dass ich mit meiner Entscheidung nicht gewartet habe. Ein Modell ist eben auch nur ein Modell.  Schauen wir uns die Realität an, so können wir feststellen, dass sowohl Haushalte als auch Unternehmen nicht immer zwangsläufig die profit-maximierende Entscheidung treffen. Die sogenannten „satisficing decisions“, also zufriedenstellende Entscheidungen, die nicht den Nutzen maximieren, entstehen, weil in der Realität nicht zu jedem Zeitpunkt alle Informationen vorliegen, beispielsweise aufgrund zeitlicher und räumlicher Trennung (vgl. Piekenbrock 2018) und weitere Informationssuche und Informationsverarbeitung zu Aufwand (auch Cost of Consumption genannt) mit sich bringen würde.  Das Problem wird durch das Kommunikationsmodell von (Shannon 1948) in Abbildung 1 dargestellt.  Abbildung 1: Cognitive Cone (Pernagallo und Torrisi 2019, 8) Jedes Kommunikationsmodell hat eine begrenzte Aufnahmefähigkeit für Informationen, auch bekannt als „channel capacity“. Es gibt also eine Grenze an Informationen, die verarbeitet werden können. Wird diese überschritten, entscheiden Menschen über Heuristiken oder vereinfacht gesagt Bauchentscheidungen (vgl. Pernagallo und Torrisi 2022; vgl. Shannon 1948). Je größer die Auswahl an möglichen Optionen ist, desto eher treten die bereits erwähnten Begleiterscheinungen des Paradoxon of Choice auf. Dies wurde durch zahlreiche Experimente, die sich mit Gefühlen von Frustration und Zufriedenheit nach Entscheidungen beschäftigt haben, nachgewiesen (vgl. Iyengar und Lepper 2000; vgl. Scheibehenne, Greifeneder und Todd 2010; vgl. Gourville und Soman 2005). Welche Implikationen hat dieser Effekt für Unternehmen? Es entsteht ein Konflikt zwischen dem Wunsch, sein Produktportfolio durch Produktdifferenzierung zu erweitern und der Gefahr, Kunden durch zu viele Optionen zu überfordern. Daher sollte versucht werden, Informationen so kompakt wie möglich, aber umfangreich wie nötig an den Kunden zu kommunizieren. Unternehmen sollten versuchen, Informationen zu bündeln und die Produkte entsprechend zu bewerben. Beispielsweise eine Aufteilung zwischen Kopfhörern für das professionelle Produzieren oder den Alltagsgebrauch deutlich machen. Auch Label können dabei helfen, die zu verarbeitenden Informationen gering zu halten (vgl. Wintschnig 2021; vgl. Pelsmacker et al. 2005). Was können wir von diesem kleinen Artikel mitnehmen? Auf der einen Seite finden wir es als Kunden im ersten Moment großartig, wenn wir eine sehr große Auswahl an möglichen Optionen haben. Dabei nehmen wir aber oft gar nicht wahr, welche Prozesse dabei im Hintergrund abgespielt werden und wie uns Entscheidungen vielleicht leichter Fallen würden, wenn wir das Produkt nicht in 20 verschiedenen Farbabstufungen erwerben könnten. Auch Unternehmen sollten sich im Prozess der Produktdifferenzierung bewusst sein, dass zu viele Optionen und Unterscheidungen in Nuancen möglicherweise zu Überforderungen beim Kunden führen. Auch unter nachhaltigen Gesichtspunkten wäre es schade, wenn wir mit „der größten Auswahl“ nicht unbedingt „das beste Ergebnis“ erreichen und im schlimmsten Fall Varianten eines Produktes nicht gekauft und entsorgt werden. Hier zeigt sich: Manchmal ist weniger mehr.  Torge Stahl, DTS21 Literaturverzeichnis Franz, S. 2004. „Working Paper; Grundlagen des ökonomischen Ansatzes: Das Erklärungskonzept des Homo Oeconomicus.“ Zugriff am 9. September 2022. https://www.uni-potsdam.de/fileadmin01/projects/prof-fuhrmann-vwl/Publikationen/Grundlagen_des_ökonomischen_Ansatzes_Das_Erklärungskonzept_des_Homo_Oeconomicus.pdf. Gourville, John T. und Dilip Soman. 2005. „Overchoice and Assortment Type: When and Why Variety Backfires.“Marketing Science 24 (3): 382–95. https://doi.org/10.1287/mksc.1040.0109. Iyengar, Sheena S. und Mark R. Lepper. 2000. „When choice is demotivating: Can one desire too much of a good thing?“. Journal of Personality and Social Psychology 79 (6): 995–1006. https://doi.org/10.1037/0022-3514.79.6.995. Pelsmacker, Patrick de, Wim Janssens, Ellen Sterckx und Caroline Mielants. 2005. „Consumer preferences for the marketing of ethically labelled coffee.“ International Marketing Review 22 (5): 512–30. https://doi.org/10.1108/02651330510624363. Pernagallo, Giuseppe und Benedetto Torrisi. 2022. „A theory of information overload applied to perfectly efficient financial markets.“ RBF 14 (2): 223–36. https://doi.org/10.1108/RBF-07-2019-0088. Piekenbrock, D. 2018. „Satisficing.“ Zugriff am 9. September 2022. https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/satisficing-45748/version-269037. Scheibehenne, Benjamin, Rainer Greifeneder und Peter M. Todd. 2010. „Can There Ever Be Too Many Options? A Meta-Analytic Review of Choice Overload.“ J Consum Res 37 (3): 409–25. https://doi.org/10.1086/651235. Shannon, C. E. 1948. „A Mathematical Theory