Denkanstoß: Wie würde eine erfolgreiche Karriere aussehen, die nicht darauf ausgelegt ist, mehr Geld zu verdienen?
Worauf möchte ich in meinem Leben hinarbeiten? Dieser Frage musste ich mich in meinem Studium der digitalen Transformation und Nachhaltigkeit immer wieder stellen. Jedes Jahr, jede gelesene Studie zum Thema Nachhaltigkeit änderte mein ethisches Bild von einer erstrebenswerten Karriere. Wie sollte diese aussehen, wenn plötzlich nicht nur meine Nächsten, sondern noch wichtiger, eine gesunde Umwelt im Vordergrund steht, welche auch für zukünftige Generationen lebenswert ist?
Besonders verändert hat sich dabei mein Blick auf das Thema Gehalt und das Ziel „wohlhabend“ zu sein. Verschiedene Studien fanden heraus, dass sich die Korrelation von Einkommen und Glück ab ca. 75.000 Dollar Jahreseinkommen stark abschwächt (u.a. Killingsworth 2020; Easterlin 2001; Jebb u. a. 2018; Kahneman und Deaton 2010) und ein Plateau erreicht. Danach steigt das Glück durch Einkommens- bzw. Konsumsteigerungen nur noch nach großen Gehaltssprüngen. So fand eine Studie über den Zusammenhang von Glück und Einkommen mit einer Stichprobe von 33.391 Erwachsenen Angestellten in den USA heraus, dass es ab 75.000 Dollar Jahreseinkommen eine Verdopplung des Gehaltes benötigt, um statistisch einen einzigen Punkt auf einer 1-100 Happinessskala zu steigen vgl. Abbildung 1 (erstellt von Michael und Julian 2021; mit den Daten von Killingsworth 2020).
Meiner Meinung nach müssen wir mit den Erkenntnisses aus der Studie traditionelle Karrierewege (spätestens ab einem Gehalt von 75.000 Dollar) überdenken. Wie viel Freude bringt mir meine Arbeit wirklich? Wie viel Freude macht es mir Verantwortung zu nehmen (damit verbundene monetäre Vergütungen machen mich statistisch nicht glücklicher)? Sollte ich nicht lieber auf eine Gehaltserhöhung verzichten und mehr Freizeit für Freunde, Familie Sport, oder ein Ehrenamt fordern? Oder sollte ich mehr Gehalt fordern und damit in soziale oder ökologische Projekte investieren?
Persönlich bin ich noch auf der Suche nach meinem persönlichen Optimum. Die Studien hat mir aber auf jeden Fall geholfen kreativer über meine Zukunft nachzudenken und Impact über potenzielle gesellschaftliche Erwartungen an eine traditionelle Karriere zu stellen.
Wie denkt ihr darüber? Ist an den Studien was dran? Wie könnten nachhaltige statt monetäre Karriereziele aussehen?
Manuel Schmidt
Literaturverzeichnis:
Easterlin, Richard A. 2001. „Income and Happiness: Towards a Unified Theory“. The Economic Journal 111 (473): 465–84. https://doi.org/10.1111/1468-0297.00646.
Jebb, Andrew T., Louis Tay, Ed Diener, und Shigehiro Oishi. 2018. „Happiness, Income Satiation and Turning Points around the World“. Nature Human Behaviour 2 (1): 33–38. https://doi.org/10.1038/s41562-017-0277-0.
Kahneman, Daniel, und Angzs Deaton. 2010. „High income improves evaluation of life but not emotional well-being | PNAS“. 2010. https://www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.1011492107.
Killingsworth, Matthew A. 2020. „Experienced well-being rises with income, even above $75,000 per year“. Proceedings of the National Academy of Sciences 118 (4): e2016976118. https://doi.org/10.1073/pnas.2016976118.
Michael, Plant, und Hazell Julian. 2021. „Can Money Buy Happiness? A Review of New Data“. 2021. https://www.givingwhatwecan.org/blog/can-money-buy-happiness.