Digitalsustainable

Das Duett zwischen Digitaler Transformation und Nachhaltigkeit

Author : Leonie Weigert

Ein Ehrenamt aus Buchstaben: Mein Einsatz als Lesementorin

Freitagmorgen, 8 Uhr. Die zehn Schüler und Schülerinnen der Kombiklasse 1-2 werden von ihrer Lehrerin mit einem High Five begrüßt, wer möchte auch mit Umarmung. Auf dem White Board läuft ein Winnie Pooh-Filmchen mit fröhlicher Hintergrundmusik. Einige Kinder winken dem orangefarbenen Bären zu und setzen sich auf ihre Stammplätze. Nach einer kurzen Morgenrunde, wo der anstehende Tag besprochen wird, frühstücken die Kinder gemeinsam und starten in die erste Unterrichtsstunde. Jedoch nicht alle: Für einige steht die individuelle Leseförderung auf der Agenda! PISA-Studie attestiert: Krise im Klassenzimmer! Gemäß Ergebnissen der letzten, 2022-veröffentlichten PISA-Studie liegt die Lesekompetenz deutscher Schüler und Schülerinnen so niedrig wie nie zuvor. Gründe hierfür sind Versäumnisse aufgrund von Schulschließungen während der COVID-19-Pandemie, eingeschränkten Förderangeboten aufgrund von Online-Unterricht, eine mögliche familiäre Migrationshistorie, die das Erlernen der deutschen Sprache erschweren sowie fehlende Zeit seitens berufstätiger Eltern für gemeinsames Lesen (OECD 2023). Die Ergebnisse sind für ein Land wie Deutschland, das sich Fachkräftemangel und wirtschaftlicher Stagnation konfrontiert sieht, alarmierend. Die Bildung nachfolgender Generationen MUSS oberste Priorität haben. Lesen stellt dabei die absolute Basiskompetenz dar! Gemeinsam lesen, gemeinsam wachsen: Wie Lesevereine die Lesekompetenz stärken „MENTOR – die Leselernhelfer HAMBURG e. V.“ ist eine von vielen Initiativen, die sich dieser Herausforderung annehmen. An 128 Schulen im Hamburger Stadtgebiet engagieren sich rund 860 Ehrenamtliche als Lesementoren bzw. Lesementorinnen, zu denen ich mich sechs Monate lang zählen durfte (MENTOR Hamburg 2024). Meine Aktivitätsspende im Rahmen des Moduls „Sustainability Challenge“ absolvierte ich am ReBBZ – kurz für: Regionales Bildungs- und Beratungszentrum – in Wandsbek-Süd. Jeden Freitagvormittag las ich fortan mit vier unterschiedlichen Lesekindern für jeweils eine Stunde. Die Lesestunden waren eine Abwechslung aus gemeinsamen Geschichtenlesen und darüber sprechen, neue Geschichten ausdenken, teilweise malen, spielen, manchmal Hausaufgaben machen, manchmal Seelsorgerin sein und manchmal alles zusammen. Während meiner Zeit als Lesementorin entwickelte ich großen Respekt vor dem Beruf des Lehrers bzw. der Lehrerin, die allesamt hervorragende und für unsere Gesellschaft so essenzielle Arbeit leisten! Mein fehlendes pädagogisches Vorwissen erschwerte mir den korrekten Umgang mit den Verhaltensweisen der Lesekinder und stellte durchaus eine Hürde für den Erfolg der Lesestunde dar. Trotzdem bin ich stolz auf die Kinder, die im letzten halben Jahr nicht nur Fortschritte im Lesen gemacht haben, sondern durch das Lesen neue Interessen für sich entdecken konnten. Der Einsatz am ReBBZ hielt mir außerdem meine eigenen Privilegien wie ein Spiegel vor. Hierfür Schuldgefühle zu entwickeln ist jedoch wenig hilfreich. Vielmehr möchte ich in Zukunft dieses neu gewonnene Bewusstsein nutzen, um Ungerechtigkeiten gerade im Bildungsbereich zu bekämpfen. Freitagvormittag, 11:30 Uhr: „Können wir nächste Woche weiterlesen?“ Die Augen des Lesekinds glitzern bei dem Gedanken an die nächste Lesestunde. „Na klar!“, entgegne ich. „Nächste Woche beginnen wir mit dem zweiten Band!“ Und damit flitzt das Lesekind in die wohlverdiente Pause… Quellen: MENTOR Hamburg e. V. 2024. „Herzlich Willkommen bei MENTOR Hamburg e. V.“ MENTOR Hamburg e. V. Zuletzt aufgerufen am 19.06.2024. https://www.mentor-hamburg.de/ OECD. 2023. „Aktuelles.“ Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Zuletzt aufgerufen am 19.06.2024. https://www.oecd.org/berlin/themen/pisa-studie/   Autorin: Leonie Weigert, DTS22

Unser Artefakt zu Erneuerbaren Energien

Wenn man wie meine Kommilitonen Leon Maurer, Julius Ernst und ich eine Praxisarbeit mit einem Titel verfasst wie „Eignung von innerdeutschen regionalen Emissionsfaktoren für standortbasierte Scope 2 Emissionen aus dem Strombezug“, dann hat man sich bereits entschieden, sehr spezifisch zu werden. Um unsere Forschung kurz zusammenzufassen: Wir konnten berechnen, dass die Stromproduktion innerhalb Deutschlands z.B. in verschiedenen Bundesländern im hohen Maße unterschiedlich „schmutzig“ ist im Sinne der Emissionsintensität. Die Praxis von unternehmerischen Nachhaltigkeitsberichten, jede Kilowattstunde in ganz Deutschland mit einem einheitlichen Emissionsfaktor über einen Kamm zu scheren ist folglich ungenau. Was für uns ein großartiges Ergebnis war, da es unsere Hypothese stützte, löst in einem fachfremden Umfeld kaum Ekstase aus. Im nachfolgenden Semester stellte unser Studiengang durch die Prüfungsform des Artefakts jedoch mehr oder weniger genau diese Anforderung an uns: Wissenschaftskommunikation zu betreiben. Und zwar adressiert an ein möglichst breites, fachfremdes Publikum. Um unser regulatorisch geprägtes Thema in eine greifbare und interessante Form zu bringen, haben wir uns entschieden, eine Podiumsdiskussion zu organisieren. Unser Plan war es, unsere ursprüngliche Fragestellung einem unternehmerischen Kontext zu öffnen, damit mehr Menschen davon angesprochen werden. Wir entschieden uns als Frage des Abends für: „Erneuerbare Energien – Der wichtigste Standortfaktor der Zukunft?“ Zu unserem Konzept gehörte folgende Aufstellung der Diskutierenden: Wir wollten Perspektiven aus der Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zu dieser Frage übereinanderlegen. Für die Unternehmens-Perspektive wollten wir die Vertretung eines Unternehmens als auch jemanden, der oder die einen Unternehmensverbandes oder eine Unternehmensberatung vertritt. Wir kamen also auf vier zu besetzende Positionen. Wir haben festgestellt, dass etwas Geduld und Ausdauer wohl dazugehört, wenn man eine derartige, sich ergänzende Gruppe für einen Abend zusammensetzen möchte. Eine kurze Phase der Sorge, das hochgesteckte Ziel nur teilweise erreichen zu können, möchte ich nicht verschweigen.  Aber um dies vorwegzunehmen, wir könnten mit unserem Penal letztlich äußerst zufrieden sein! Dabei waren: Der Hamburger Senator für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft, Jens Kerstan, die Geschäftsführerin von PHAT CONSULTING, Meike Müller, sowie der Strategy & Energy Manager bei Northvolt Germany, Lenn Jelte Mügge, und unser Professor für Volkswirtschaftslehre, Alkis Henri Otto. Das HSBA-Team hat uns im Marketing sowie im Veranstaltungsausbau tatkräftig geholfen, sodass wir eine passend aufgebaute Peter-Möhrle-Lounge mit zahlreichem Zuschauen füllen konnten. Mit einem Impulsvortrag zu unserer Forschung habe ich die Gäste und Diskutierenden an das Thema herangeführt und dann an die beiden Moderatoren Leon und Julius übergeben. Die Atmosphäre in der Diskussion war sehr produktiv. Es wurde über die Sinnhaftigkeit von mehr oder weniger Regulatorik diskutiert, die Bedeutung von guter Infrastruktur und einem innovativen Umfeld eingeschätzt und vieles am Beispiel der Metropolregion Hamburg greifbar gemacht. Am Ende bestand weitestgehende Einigkeit darüber, dass die Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien heute ein wichtiger und in Zukunft immer wichtigerer Standortfaktoren sein wird, bei dessen Ausbau der gesamtgesellschaftliche Bewusstseinswandel aber ebenfalls weiter vorangetrieben werden muss. 
 Abgerundet wurde die Veranstaltung von einem informellen Get Together mit Snacks und Getränken und vielen zufriedenen und interessierten Gästen sowie Zuschauern. Autor: Birk-Vincent Lohff, DTS22

Integration von Nachhaltigkeit in KMUs

Die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele ist in Gefahr. Nur 15 % der Sustainable Development Goals (SDGs) liegen aktuell im Zeitplan (UN Global Compact Netzwerk Deutschland 2023). Diese Lage verdeutlicht, warum das Thema Nachhaltigkeit so relevant ist und dass sich auch Unternehmen ihrer Verantwortung stellen sollten. Die unternehmerische Verantwortungsübernahme in Bezug auf sozialem, ökologischem und ökonomischem Belage ist der Kern der unternehmerischen Nachhaltigkeit. Die Umsetzung dieses Konzeptes wird auch Corporate Social Responsibility (CSR) genannt (Osranek 2017, 40). CSR beeinflusst dabei alle Prozesse und Abteilungen eines Unternehmens (Van Der Heijden, Driessen, und Cramer 2010, 1789). Doch sind sich alle Unternehmen ihrer Verantwortung und ihrem Einfluss bewusst? Ein Blick auf die kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) legt die Vermutung nah, dass insbesondere diese ihre potenzielle Einflussnahme unterschätzen. Zwar erkennen 60 % der KMUs die Bedeutung der nachhaltigen Transformation an (PwC 2023, 6), allerdings sehen sie den eigenen Einfluss aufgrund ihrer wirtschaftlichen Situation als gering an (DIW Econ 2019). Betrachtet man nun die KMU-Landschaft in Deutschland, wird die Unterschätzung der Einflussnahme deutlich. KMUs machen 99,3 % der Unternehmen aus. 56 % aller Arbeitnehmenden sind in KMUs beschäftigt. Knapp ein Drittel (31,3 %) des Gesamtumsatzes wird durch KMUs erwirtschaftet, wobei 49,3 % der Nettowertschöpfung durch KMUs entsteht (Institut für Mittelstandsforschung 2024). Die Unternehmen setzen sich mit dem Thema auseinander und haben sich Ziele gesetzt (siehe Abbildung 1). Diese deuten allerdings darauf hin, dass Unternehmen das Thema nicht ganzheitlich betrachten. Gleichzeitig werden mit der Integration von Nachhaltigkeit auch Risiken wie Überforderung, Bürokratie, Personalmangel und die Angst vor Fehlern befürchtet (PwC 2023, 7ff). Abb. 1: Top 10 Ziele in Verbindung mit Nachhaltigkeit (PwC 2023, 7) Eine ganzheitliche Betrachtung ist bei der Integration von Nachhaltigkeit jedoch sehr wichtig und bringt auch potenzielle Vorteile wie Kosteneinsparungen, Imagesteigerung und Gesetzeskonformität mit sich (Wühle 2019). CSR ist ein sehr umfassendes und neues Thema insbesondere für KMUs (Van Der Heijden, Driessen, und Cramer 2010, 1788). Die folgenden Handlungsempfehlungen können genutzt werden, damit die Integration gelingt: Starten Sie jetzt. Einen besseren Zeitpunkt gibt es nicht. Geben Sie dem Thema Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmenskontext einen Sinn Finden Sie einen Weg, der zu Ihrem Unternehmen passt und stellen Sie sich die Fragen: Was sind unsere Themen? Was können wir als Unternehmen leisten? Suchen Sie Unterstützung durch die Geschäftsführung. Das ist wichtig zur Anerkennung der Relevanz gegenüber Mitarbeitenden. Überlegen Sie, wer sich dem Thema annehmen sollte und geben Sie der Person Zeit und Vertrauen sowie Raum für einen regelmäßigen Austausch Überwinden Sie Silodenken, denn Nachhaltigkeit ist kein getrennter Bereich. Es betrifft das gesamte Unternehmen. Schaffen Sie Bewusstsein für das Thema. Diskutieren sie über das Thema (formell und informell). Versuchen Sie einen ersten Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen (wichtig zur Messung für künftige Erfolge). Beziehen Sie Informationen aus externen Quellen. Akzeptieren Sie Fehler. Sie sind Teil des Wegs. Vernetzen Sie sich mit Gleichgesinnten. Quellenverzeichnis: DIW Econ. 2019. „Nachhaltigkeit: Mehr als nur ein Schlagwort“. Berlin: DIW Econ. https://www.berliner-sparkasse.de/content/dam/myif/berliner-sk/work/dokumente/pdf/content/mittelstandsumfrage/20190226_Final_Nachhaltigkeitsstudie_2018.pdf?n=true. Institut für Mittelstandsforschung. 2024. „Mittelstand im Überblick“. 24. Januar 2024. https://www.ifm-bonn.org/statistiken/mittelstand-im-ueberblick/volkswirtschaftliche-bedeutung-der-kmu/deutschland. Osranek, Regina. 2017. Nachhaltigkeit in Unternehmen: Überprüfung eines hypothetischen Modells zur Initiierung und Stabilisierung nachhaltigen Verhaltens. Research. Wiesbaden [Heidelberg]: Springer Gabler. https://doi.org/10.1007/978-3-658-17344-9. PwC. 2023. „ESG-Strategie und -Berichterstattung: Chance und Herausforderung für den deutschen Mittelstand“. https://www.pwc.de/de/mittelstand/esg-strategie-und-reporting-im-mittelstand.html. UN Global Compact Netzwerk Deutschland. 2023. „Newsletter 14/2023“. 21. September 2023. https://www.globalcompact.de/newsletter-14/2023?mtm_campaign=Newsletter%2014/2023&mtm_cid=518&mtm_medium=email&mtm_source=newsletter. Van Der Heijden, Angela, Peter P.J. Driessen, und Jacqueline M. Cramer. 2010. „Making Sense of Corporate Social Responsibility: Exploring Organizational Processes and Strategies“. Journal of Cleaner Production 18 (18): 1787–96. https://doi.org/10.1016/j.jclepro.2010.07.024. Wühle, Michael. 2019. „Nachhaltigkeit als Erfolgsfaktor“. Nachhaltiges Management: Nachhaltigkeit Als Exzellenten Managementansatz Entwickeln, 61–78. Lena Damm, DTS21

Erhöhung des Frauenanteils in IT-Berufen

Der Frauenanteil in IT-Berufen beträgt aktuell lediglich 19% und das, obwohl Frauen einen Anteil von 48% an allen Erwerbstätigen ausmachen (Bundesagentur für Arbeit 2022; Eurostat 2022a). Diese Zahlen zeigen: Wir müssen mehr Frauen für IT-Berufe gewinnen und den IT-Beruf für Frauen attraktiv gestalten, um sie in den Berufen halten zu können. Im Rahmen einer Forschungsarbeit haben wir daher untersucht, welche Maßnahmen Unternehmen ergreifen, um den Frauenanteil in IT-Berufen zu erhöhen. Warum muss sich der Frauenanteil in IT-Berufen erhöhen? Die bisherige Forschung nennt vor allem drei Gründe: Den IT-Fachkräftemangel, die Vorteile gendergemischter Teams sowie die Notwendigkeit, Frauen vor dem Hintergrund der Geschlechtergleichheit Zugang zu den Vorteilen von IT-Berufen zu ermöglichen. Aus Unternehmensperspektive steigt mit der wachsenden Bedeutung von IT in Folge der digitalen Transformation auch die Anzahl der zu besetzenden IT-Stellen und damit die Nachfrage nach IT-Fachkräften (Gorbacheva et al. 2018). Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage wird größer, wenn nicht mehr Frauen rekrutiert werden können (Trauth 2011; Gorbacheva et al. 2018; Jiang 2021). Außerdem können gendergemischte Teams die Team-Performance erhöhen, da Frauen ergänzende Fähigkeiten einbringen (Guerrier et al. 2009; Woolley et al. 2010; Annabi und Lebovitz 2018). Ebenso können gendergemischte Teams die Qualität des entwickelten Produktes verbessern, indem sie die Bedürfnisse und Interessen einer diversen Konsumentenbasis umfassender abdecken (Trauth 2011). Darüber hinaus erhalten Frauen über IT-Berufe Zugang zu zukunftsfähiger und gut bezahlter Arbeit. Diese Vorteile sollten Frauen vor dem Hintergrund der Geschlechtergerechtigkeit nicht verwehrt sein (Trauth 2011; Gorbacheva et al. 2018). Welche Maßnahmen können den Frauenanteil in IT-Berufen erhöhen? In unserer Forschungsarbeit konnten wir eine Reihe an Maßnahmen identifizieren, welche den Frauenanteil in IT-Berufen erhöhen können. Wichtig ist zu erwähnen, dass die Erhöhung des Frauenanteils in IT-Berufen ein Prozess ist, der einen Maßnahmenmix braucht, welcher von der Führungsebene langfristig umgesetzt werden sollte. Die am häufigsten genannten Maßnahmen sind im Folgenden zusammengefasst. Zunächst muss Aufklärung über den IT-Beruf erfolgen, da ein falsches Bild darüber vorherrscht, welche Tätigkeiten ein IT-Beruf umfasst. Die stereotype Sicht auf den IT-Beruf verhindert, dass Frauen einen IT-Beruf für sich in Betracht ziehen. Auffällig ist, dass Frauen in IT-Berufen selbst eine Maßnahme darstellen können. Denn es braucht mehr Vorbilder, um Frauen zu inspirieren und zu ermutigen, sich den IT-Beruf zuzutrauen. Weibliche Vorbilder erzeugen außerdem einen Pull-Effekt und ziehen weitere Frauen an. Unternehmen sollten daher dafür sorgen, die Sichtbarkeit von Frauen in IT-Berufen zu erhöhen, bspw. durch Veranstaltungen oder Networking-Events. Um fehlendem Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten entgegenzuwirken, braucht es außerdem gezielte Ermutigung und Zuspruch bspw. von Führungskräften oder Kollegen/-innen. Frauen sollten durch persönliche, direkte Ansprache ermutigt werden, einen IT-Beruf anzutreten. Ebenso sind Unternehmen gefragt, einen Kulturwandel voranzutreiben und die Arbeitsbedingungen für Frauen in IT-Berufen zu verbessern. Denn eine angenehme und diskriminierungsfreie Arbeitsatmosphäre ist entscheidend, um Frauen in IT-Berufen halten zu können. Quellen: Annabi, Hala und Sarah Lebovitz. 2018. „Improving the Retention of Women in the IT Workforce: An Investigation of Gender Diversity Interventions in the USA“. Information Systems Journal 28 (6): 1049–1081. https://doi.org/10.1111/isj.12182. Bundesagentur für Arbeit. 2022. „Anteil von Frauen und Männern in verschiedenen Berufsgruppen in Deutschland am 30. Juni 2021 (sozialversicherungspflichtig und geringfügig Beschäftigte)“. Statista. [Zugriff am 27. Februar 2024]. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/167555/umfrage/frauenanteil-in-verschiedenen-berufsgruppen-in-deutschland/. Eurostat. 2022. „Employed ICT specialists by sex“. [Zugriff am 27. Februar 2024]. https://appsso.eurostat.ec.europa.eu/nui/submitViewTableAction.do. Gorbacheva, Elena, Jenine Beekhuyzen, Jan vom Brocke und Jörg Becker. 2018. „Directions for Research on Gender Imbalance in the IT Profession“. European Journal of Information Systems 28 (1): 43–67. https://doi.org/10.1080/0960085X.2018.1495893. Guerrier, Yvonne, Christina Evans, Judith Glover und Cornelia Wilson. 2009. „‘Technical, but Not Very….’: Constructing Gendered Identities in IT-Related Employment“. Work, Employment and Society 23 (3): 494–511. https://doi.org/10.1177/0950017009337072. Jiang, Xuan. 2021. „Women in STEM: Ability, Preference, and Value“. Labour Economics 70 (Juni): 101991. https://doi.org/10.1016/j.labeco.2021.101991. Trauth, Eileen. 2011. „What can we Learn From Gender Research? Seven Lessons for Business Research Methods“. Electronic Journal of Business Research Methods 9 (1). Online verfügbar unter: www.ejbrm.com Woolley, Anita Williams, Christopher F. Chabris, Alex Pentland, Nada Hashmi und Thomas W. Malone. 2010. „Evidence for a Collective Intelligence Factor in the Performance of Human Groups“. Science (New York, N.Y.) 330 (6004): 686–88. https://doi.org/10.1126/science.1193147. Nele Kristin Stephan, DTS-Jahrgang 21

Perspektivwechsel gefällig?

Perspektivwechsel gefällig? Wenn ich gefragt werde, was mir am besten am Studiengang “Digital Transformation & Sustainability (DTS)” gefällt, habe ich mittlerweile eine Antwort parat: Im DTS werden wir stetig dazu gezwungen, Perspektivwechsel vorzunehmen. Nun hat “gezwungen werden” natürlich einen recht negativen Beiklang. Ich nehme diesen Zwang allerdings als sehr positiv wahr. Denn wir Menschen sind Gewohnheitstiere, das ist allgemein bekannt. Wir bewegen uns gern in den gewohnten Denk- und Handlungsmustern, beschäftigen uns mit Menschen, die unsere Meinung teilen, umgangssprachlich spricht man gern von der eigenen “Bubble”. Das machen wir, weil gewohnte Rahmenbedingungen nicht nur sicheres Terrain bedeuten, sondern auch, weil es bequem ist. Man muss nicht so viel nachdenken oder sich selbst kritisch hinterfragen, wir wissen, was auf uns zukommt oder wie wir Dinge bewerten sollen. Alles ganz einfach. Ein Perspektivwechsel bedeutet gewissermaßen, aus gewohnten Denkmustern auszutreten und damit aus der eigenen Komfortzone auszutreten. Das kann anstrengend sein und deshalb tun wir das meistens nicht ohne äußere Impulse. Gleichzeitig ist es unbestreitbar, dass ein Ausbrechen aus der eigenen Bubble eine Reflektion von bisher nicht angezweifelten Gegebenheiten anregen kann. Das können äußere Gegebenheiten sein oder auch innere Überzeugungen, eigene Handlungs- und Denkmuster. Dazu kommt, dass ein Perspektivwechsel nicht nur die Sicht auf eine Sachlage, sondern auch den generellen Denkhorizont erweitert. Ein Perspektivwechsel kann somit einen inneren Lernprozess anstoßen und die eigene Weiterentwicklung fördern. Entsprechend ist ein Perspektivwechsel zwar häufig unbequem, aber auch spannend und sinnvoll. Der DTS setzt über verschiedene Module hinweg viele Impulse, die Perspektivwechsel anregen. Dazu gehören nicht nur thematische Impulse wie eine volkswirtschaftliche Einordnung bestehender wirtschaftlicher Strukturen, die nicht-nachhaltiges Wirtschaften fördern. Häufig werden Perspektivwechsel durch den Einsatz von Methoden herbeigeführt. So ist eine Prüfungsleistung die Durchführung einer Debatte im “British Parliament Style”, bei dem sich zwei entgegenstehende Meinungsparteien gegenüberstehen und in einem klar strukturierten Ablauf mit ihren teils vorbereiteten teils spontan entwickelten Redebeiträgen befeuern. Diese uns bis dato gänzlich unbekannte Form einer inhaltlichen Debatte zwang uns, unsere bekannten Diskussionsmuster aufzubrechen und somit etwas Neues zu lernen. Auch das Modul “Systemisches Denken”, in dem wir eine Methode kennenlernten, die komplexe Sachverhalte systemisch modelliert, regt zu Perspektivwechseln an. Durch die Modellerstellung werden Wechselwirkungen aufgezeigt, die erst durch die systemische Betrachtung des Sachverhalts deutlich werden. Sie dient somit dazu, eine neue Perspektive auf den Sachverhalt zu gewinnen und daraus Erkenntnisse zu liefern, die sich nicht aus der Literatur oder anderen bekannten Forschungsmethoden ergeben. Systemisches Denken ermöglichte es uns als Kurs, problematische Verhaltensmuster zu identifizieren, in gesamtwirtschaftlichen, unternehmerischen, aber auch persönlichen Kontexten. Im Modul Praxisprojekt waren wir dazu aufgefordert, unsere Forschungsergebnisse in einem “Artefakt”, also einer praktischen Umsetzung, aufzubereiten. Das Format stand uns frei und somit ergaben sich für uns viele Umsetzungsmöglichkeiten, die erarbeiteten Forschungsergebnisse auf eine andere Art darzustellen und erlebbar zu machen. Die Umsetzungen umschlossen verschiedene Formate wie die Organisation von Paneldiskussionen mit Gastrednern, die Durchführung von Kochkursen in Schulen, die Produktion eines Lernvideos und – in meinem Fall – die Entwicklung eines Spiels. Ich bin davon überzeugt, dass wir an all diesen Perspektivwechseln mehr gelernt haben als im Auswendiglernen von dutzenden Power-Point Folien zu wichtigen Themen. Denn letztendlich lernt man doch am meisten in der eigenen Erarbeitung von Lerninhalten. Xenia Godt

Gegen digitale Gewalt: Mit Patchwork für mehr Gleichberechtigung

Gegen digitale Gewalt: Mit Patchwork für mehr Gleichberechtigung Während eines eineinhalbjährigen Aufenthalts in Mexiko, erlebte ich die Folgen fehlender Gleichberechtigung hautnah und entwickelte ein ausgeprägtes Interesse für feministische Themen. Aus diesem Grund habe ich die Organisation „Patchwork“ in Hamburg kontaktiert, um mich im Rahmen der Sustainability Challenge für mehr Gleichberechtigung von Frauen in der Gesellschaft einzusetzen. Sind wir nicht schon gleichberechtigt? Kurz gesagt: Nein, definitiv nicht. Noch immer leben wir in patriarchalen Strukturen, welche Geschlechterrollen, Sexismus und Machtunterschiede begünstigen und weiterhin aufrechterhalten. Das führt u.a. dazu, dass Frauen nicht selten unterdrückt werden, psychisch und physisch Gewalt erleiden müssen und Opfer von Femizid werden können. Jeden dritten Tag stirbt in Deutschland eine Frau durch geschlechtsspezifische Gewalt. Statistisch gesehen, ist das eigene Zuhause der gefährlichste Ort für Frauen, was eng mit Gewalt in Partnerschaften verknüpft ist. Patchwork Die Organisation „Patchwork“ wurde 1997 gegründet und berät Frauen in und um Hamburg, die von häuslicher Gewalt, Stalking und digitaler Gewalt betroffen sind. Sie hilft ihnen, einen Weg in ein selbstbestimmtes und gewaltfreies Leben zu finden. Meine Aufgabe war es, ein Website-Konzept für den Beratungsbereich digitale Gewalt auszuarbeiten. Was ist digitale Gewalt? Der bff Frauen gegen Gewalt e.V. definiert digitale Gewalt wie folgt: „Digitale Gewalt ist ein Oberbegriff für Formen von geschlechtsspezifischer Gewalt, die sich technischer Hilfsmittel und digitaler Medien (Handy, Apps, Internetanwendungen, Mails etc.) bedienen und/oder geschlechtsspezifische Gewalt, die im digitalen Raum, z. B. auf Online-Portalen oder sozialen Plattformen stattfindet. Digitale Gewalt funktioniert nicht getrennt von „analoger Gewalt“, sie stellt meist eine Ergänzung oder Verstärkung von Gewaltverhältnissen und -dynamiken dar.“ Mein Projekt bei Patchwork „Patchwork“ ist eine von wenigen Anlaufstellen in Deutschland, die eine Beratung für betroffene Frauen von digitaler Gewalt anbietet. Die Organisation stellte dies bereits auf ihrer Website dar, wollte allerdings die Landingpage optimieren. Das Ziel dieser Optimierung soll eine bessere Positionierung des Angebots sein, um mehr betroffene Frauen zu erreichen. Initial hatte ich mir engen Kontakt zu Betroffenen gewünscht, der jedoch auf Grund von Sensibilität einer Schulung bedarf. Daher freute ich mich sehr, dennoch eine „Schreibtisch“-Zusammenarbeit angeboten bekommen zu haben. Die Organisation bat mich ein Konzept für die Landingpage zu entwickeln, um ihr Beratungsangebot zielgerichteter zu kommunizieren. So setze ich mich für Gleichberechtigung ein und konnte gleichzeitig meine fachlichen Kenntnisse im Bereich Websitekonzipierung, -optimierung und Marketing nutzen. Ich habe in meiner Zeit als Freiwillige dort sehr viel über die Facetten der digitalen Gewalt lernen dürfen. Zudem weiß ich nun, wie Frauen sich schützen können und welche (leider noch zu wenige) juristischen Möglichkeiten existieren. Mein neues Wissen floss in meine Textarbeit für die neue Landingpage ein. Damit zeigt die zukünftige Website wird aufzeigen, was digitale Gewalt ist – und was sie nicht ist. Diese Differenzierung hilft Frauen, die individuelle Betroffenheit einordnen zu können. Davon profitiert auch „Patchwork“, denn ein Bewusstsein auf Seiten der Betroffenen erleichtert den Zugang zu Hilfsangeboten und ermöglicht eine schnellere und maßgeschneiderte Unterstützung. Außerdem wird die Website nun über technische und rechtliche Maßnahmen aufklären. Ich hoffe, dass mein Projekt im Kampf gegen digitale Gewalt einen Beitrag leisten kann. Persönlich hat mich die Zusammenarbeit in meinem Plan bestärkt, dass ich mich langfristig ehrenamtlich für mehr Gleichberechtigung einsetzen möchte. Quellenverzeichnis Bff Frauen gegen Gewalt e. V. „Digitale Gewalt“, 2023. https://www.frauen-gegen-gewalt.de/de/infothek/digitale-gewalt/was-ist-das.html. Bundeskriminalamt. „Partnerschaftsgewalt – Kriminalstatistische Auswertung – Berichtsjahr 2021“, 2022. https://www.bka.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/JahresberichteUndLagebilder/Partnerschaftsgewalt/Partnerschaftsgewalt_2021.html?nn=63476. Bundesregierung. „Was tun gegen Gewalt an Frauen?“, 25. November 2022. https://www.bundesregierung.de/breg-de/bundesregierung/bundeskanzleramt/gegen-gewalt-an-frauen-1817254#:~:text=Der%20gefährlichste%20Ort%20für%20Frauen,ihren%20derzeitigen%20oder%20vorherigen%20Partner. Patchwork, 2023. https://www.patchwork-hamburg.org. Lena Damm

Goldgräberstimmung in der Tiefsee

Am 08.06.2023 findet der World Ocean Day statt. Dann wird wieder viel über Themen wie Überfischung, Verunreinigung und Überhitzung gesprochen. Ein bisher weniger beleuchtetes Thema ist der Tiefseebergbau. Ich möchte die Chance nutzen, um ein wenig Licht auf dieses Politikum zu werfen. Kobalt, Kupfer, Nickel – diese drei Rohstoffe stehen in den letzten Jahren im Kern vieler strategischen Überlegungen. Unsere Transformation hin zu einer nachhaltigeren und vor allem digitalen Gesellschaft fußt auf der Nutzung dieser drei Elemente. Diverse Staaten, Forschungsgruppen und private Unternehmen arbeiten derzeit intensiv an einem sicheren Abbauprozess. Gleichzeitig warnen Vertreter unterschiedlicher Forschungsbereiche vor den unbekannten Folgenden des Tiefseebergbaus. Im Zentrum des Interesses stehen sogenannte Manganknollen (polymetallische Knollen). Hierbei handelt es sich meist um kartoffelgroße, rundliche Ablagerungen von mineralischen Sedimenten, die sich auf dem Meeresboden bilden. Sie bestehen hauptsächlich aus Mangan (~ 27%), jedoch liegt das Hauptinteresse auf den durchschnittlichen 3%, die aus den Buntmetallen Kobalt, Kupfer und Nickel bestehen (BGR – Objekt des Quartals – 09/06: Manganknollen – ‚Trüffel‘ der Tiefsee (bund.de). Manganknollen gibt es in vielen Meeresregionen. Vier der weltweit größten Vorkommen befinden sich beispielsweise in der Clarion-Clipperton-Zone (Westküste Mexikos), dem Peru-Becken, -Becken (Cookinseln) und im Indischen Ozean (Manganknollen « World Ocean Review). Der Abbau der Manganknollen, die meist in Tiefen zwischen 3500 und 6500 Metern auf Tiefseeebenen zu finden sind, ist auf den ersten Blick gar nicht so kompliziert. Mithilfe von Unterwasserfahrzeugen können die auf dem Boden liegenden Knollen einfach eingesammelt werden. Beim Abbau dieser Knollen gibt es eine Reihe von Problemen, die aktuell wissenschaftlich wie politisch heiß diskutiert werden. Eines dieser Probleme ist, dass der Meeresboden schlichtweg nicht vergisst. Die Spuren eines 1989 durchgeführten Abbaus von Manganknollen zu wissenschaftlichen Zwecken können Jahrzehnte später immer noch beobachtet werden. Die beim Abbau entstehenden Verwirbelungen der Sedimentschichten könnten das Ökosystem empfindlich beeinflussen und zu ungeahnten Konsequenzen führen (Tiefseebergbau: Die Jagd auf Rohstoffe im Ozean alarmiert Umweltschützer – manager magazin (manager-magazin.de). Zudem sind viele Manganknollen radioaktiv verseucht – ein weiteres Problem, das erst kürzlich in einem Paper (Volz et al. 2023) im Journal Scientific Reports thematisiert wurde. Teilweise überschreiten die Strahlenwerte die in Deutschland festgelegten Grenzwerte um das Hundertfache. Damit zeigt sich, dass der Abbau von Manganknollen nicht nur Konsequenzen für die Meeresökosysteme haben, sondern auch potenziell gesundheitsgefährdend für den Menschen sein kann (Alpha radiation from polymetallic nodules and potential health risks from deep-sea mining | Scientific Reports (nature.com). Wie so häufig gilt es auch in diesem Fall die Interessen unterschiedlicher Gruppen gegeneinander abzuwägen. So haben wir auch hier auf der einen Seite Vertreter der Wirtschaft, die darauf drängen, den Abbau zu beschleunigen, um die dringend benötigten Ressourcen für die oben genannte Transformation zur Verfügung zu stellen. Auf der anderen Seite stehen Vertreter unterschiedlicher Naturwissenschaften, die vor den potenziellen Gefahren beim Abbau von Manganknollen warnen. Und wie so häufig wird sich auch in diesem Fall eine Entscheidung ergeben, die darauf fußt, wie viele Menschen sich hinter der einen oder anderen Gruppe vereinen. Ziel dieses Beitrags ist nicht, die Argumente für oder gegen den Abbau aufzustellen. Stattdessen möchte ich darauf hinweisen, dass es sich um einen potenziell kritischen Scheideweg handelt und noch ein wenig Zeit vorhanden ist, um sich für die eine oder andere Seite zu engagieren. Adrian Imeri

Unsere Zeit in der Weekendschool

Es ist Samstagmorgen 11 Uhr, im Haus der Kulturen der Stadtteilschule Bergedorf. Die sieben Kinder, die sich heute für die Weekendschool angemeldet haben, trudeln langsam ein. Als erstes tauschen sie bei uns ihr Handy gegen ihr Namensschild und setzen sich in einen Stuhlkreis. Die Kinder sind gespannt, was sie erwartet, denn das wird im Vorhinein nicht verraten. Nur eins ist klar: es wird jemand vorbeikommen, der/die seinen/ihren Beruf vorstellen wird. Das ist das Konzept der Weekendschool. Heute ist der Experte ein Fotograf. In unserer Zeit bei der Weekendschool durften wir zusammen mit den Kindern die Berufe Hotelfachkraft, Schauspieler:in, Schneider:in, Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste, nautische(r) Offizier:in und Pilot:in bzw. Flughafenmitarbeiter:in kennenlernen. So konnten auch wir einmal wieder über den Tellerrand hinausschauen. Diese Berufsvielfalt zeigt den Kindern nicht nur, warum es wichtig ist, zur Schule zu gehen, sondern fördert auch ihre individuellen Kompetenzen. Hier bereits bei Kindern anzusetzen und ihnen verschiedene Optionen aufzuzeigen, ist eine Voraussetzung dafür, dass sie ihre Zukunft selbstbestimmt gestalten können. Es geht darum, dass Kinder Leidenschaften entwickeln, ihre Talente entdecken und ihre Potenziale entfalten können. In der Weekendschool bewegen sich die Kinder daher auch stets in einem wertungsfreien Raum, in dem sie sich frei ausprobieren und alle Fragen stellen dürfen, die sie interessieren – beispielsweise in der Morgenrunde mit dem Experten. Wenn alle Kinder im Stuhlkreis sitzen, kommt der Experte (Fotograf) dazu und die Kinder löchern ihn mit Fragen wie: Was war das Komischste, das du je fotografiert hast? Wie viel Geld kann man mit Fotografie verdienen? Wie viel ist deine Kamera wert? Hast du schon einmal jemanden Berühmtes fotografiert? Anschließend an dieses kleine Interview gibt der Fotograf eine kurze Einführung, bevor es zum praktischen Teil übergeht. Dafür teilen wir die Kids in zwei Gruppen auf, wobei die Kinder der ersten Gruppe von sich gegenseitig Portraitfotos macht. Sie sind also Fotograf:in, Modell und für die Beleuchtung zuständig. Der Experte steht jederzeit unterstützend zur Seite und überlässt den Kindern seine professionelle Kamera. Die andere Gruppe inszeniert währenddessen ein Stillleben, indem sie einen Tennisball vor verschiedenen Hintergründen fotografiert. Dann wird getauscht. Die Kinder lernen viel über das Einnehmen verschiedener Perspektiven, die Bedeutung von Licht und wie aufwändig eine Fotoproduktion sein kann. So vergeht der Tag total schnell und eh wir uns versehen sitzen wir wieder im Stuhlkreis, um den Tag gemeinsam zu reflektieren und uns beim Experten für seine Zeit zu bedanken. Anschließend entlässt die Kursleiterin die Kinder. Unsere Aufgaben bestanden an diesem wie auch an den anderen Samstagen, an denen wir dabei waren, insbesondere darin, die Kursleiter:innen zu unterstützen. Das bedeutet, dass wir den Tag mit vor- und nachbereitet sowie die Kinder mit beaufsichtigt haben. Wir haben also beispielsweise den Raum vorbereitet, Obst für die Pause geschnitten und uns mit den Kindern unterhalten. Ein Kind war an diesem Tag sehr zurückhaltend, sodass wir darauf geachtet haben, dass die anderen Kinder es in die Aktivitäten miteinbeziehen. Dabei ist es gemäß des Mottos der Weekendschool „Gemeinsam zeigen wir, was geht“  immer wichtig, zu schauen, was an dem Tag mit den Kindern möglich ist.  Wir begegnen den Kindern auf Augenhöhe, ermutigen sie dazu, sich aktiv an den Aufgaben zu beteiligen und achten darauf, dass alle miteingebunden sind. Wenn das an einem Tag einmal nicht funktioniert, wird das akzeptiert. Das heißt konkret, dass wenn nach einigen Ermutigungsversuchen und eins-zu-eins-Beschäftigung mit dem Kind, das Kind sich nicht beteiligen möchte, ist das in Ordnung. Eine weitere Aufgabe, die wir an den Samstagen übernommen haben, ist die Dokumentation mithilfe von Fotos, Videos und Zitaten von den Kids. Mit diesem Material kann die Weekendschool Beiträge auf Social Media veröffentlichen, um so ihre Sichtbarkeit zu vergrößern und das Fundraising zu stärken. Das ist dann Aufgabe des Backoffices, das wir innerhalb unserer Challenge ebenfalls mit ein paar Tätigkeiten unterstützt haben. Hier war es besonders schön zu erleben, wie viel Wertschätzung uns entgegengebracht wurde, obwohl es im Vergleich zu den Samstag-Einsätzen, nur kleine Aufgaben waren, die wir übernommen haben. Unter anderen haben wir einen Fotoguide für die Samstage erstellt oder uns überlegt, wie die Weekendschool neue Freiwillige akquirieren kann. Unsere anfängliche Befürchtung, dass wir mit unseren vierzig Zeitstunden nicht ‚ausreichend‘ helfen können, hat sich daher nicht bestätigt und es fühlt sich gut an, Menschen zu unterstützen, die die Initiative leiten und ihre ganze Energie in diesen guten Zweck stecken. Besonders schön war es für uns außerdem, die Kids über die Zeit besser kennenzulernen und zu verstehen, welche Themen für sie wichtig sind. Dies hilft auch dabei, herauszukristallisieren, welche Berufe die Kids sich in der Zukunft noch anschauen möchten. Nur in einem Zeitraum von ein paar Wochen haben wir sehr viele neue Eindrücke sammeln können und unfassbar viel über das Ehrenamt und auch über uns selbst gelernt. Zusätzlich war es sehr bereichernd, neue Berufe und Menschen kennenzulernen. Ein Angebot, was wir uns für unsere Schulzeit auch sehr gewünscht hätten! Die Weekendschool war für uns die ideale Initiative für die Sustainability Challenge, da es uns wichtig ist, uns für die Stärkung der Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit von Kindern einzusetzen. Beides sind Faktoren, die in Bezug auf eine nachhaltige Entwicklung entscheidend sind. Der Bildung ist im Rahmen der 17 SDGs (Sustainable Development Goals) unter SDG 4 ein eigenständiges Ziel gewidmet. Dieses lautet: „Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle fördern.“ Die Initiative der Weekendschool zahlt auf dieses Ziel ein, indem die Kinder in ihrer eigenen Entwicklung gefördert und für die Zukunft Perspektiven aufgezeigt werden, insbesondere denjenigen, die dies nicht von ihrem direkten Umfeld erhalten können. Wir freuen uns daher umso mehr, jetzt ein Teil der Weekendschool zu sein! Eine Initiative, in der wir uns direkt wohlgefühlt haben. Carina Wilsdorf & Jette Brandauer

Netzwerken für eine nachhaltige Entwicklung

Für meine Sustainability Challenge ging es für mich zurück zu meinen Wurzeln, nach Ostwestfalen-Lippe (OWL). Mit dem Bestreben mich aktive für die nachhaltige Entwicklung in OWL einzusetzen, wurde ich für 40 Stunden ein Teil des Nachhaltigkeitsteams der kommunalen Verwaltung der Stadt Detmold. Im März 2021 wurde die Detmolder Nachhaltigkeitsstrategie offiziell beschlossen. Seitdem zählt die Stadt zu den Globalen Nachhaltigen Kommunen Nordrhein-Westfalens (Stadt Detmold, 2021). Als Kommune hängt die erfolgreiche Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie maßgeblich von der Mitwirkung und Einbringung lokaler Akteure wie den Bürgern und Bürgerinnen, den ansässigen Unternehmen, Vereinen und der Politik ab. Somit lag der Fokus meines Engagements im Wesentlichen auf Informations- und Netzwerkarbeit und der Planung einer zweitägigen internationalen Nachhaltigkeitskonferenz mit dem Titel „Connect to Act“ im September 2023. Die erste Herausforderung bei der Planung der Konferenz bestand in der Festlegung der Schwerpunktthemen. Hier durfte ich gleich zu Beginn meines Engagements meine Ideen einbringen. Denn die eingeladenen Partnerstädte sollen möglichst viele neue Ideen und Impulse mitnehmen können. Als Gast wird auch eine Delegation aus Nepal erwartet. Den Auftakt der Konferenz werden drei Impulsvorträge von Partnerstädten zu aktuellen Problemstellungen aus ihrer Kommune bilden. Zu diesen sollen im Anschluss in Kleingruppen Lösungsansätze erarbeitet und präsentiert werden. Der zweite Tag wird im Zeichen der Jugend stehen. Jugendgruppen aus den Partnerstädten wurden dazu eingeladen Vorträge vorzubereiten, in welchen sie ihre Forderungen und Erwartungen an eine nachhaltige kommunale Entwicklung vermitteln werden. Damit die Delegation aus Nepal und die Jugendgruppen an der Konferenz teilnehmen können, werden Fördergelder benötigt, da auch Kommunen wie die Stadt Detmold lediglich ein begrenztes Budget zur Verfügung haben. Mit meiner Recherche zu passenden Förderangeboten und der anschließenden Beantragung von Fördergeldern konnte ich einen aktiven Beitrag zum Erfolg der Konferenzplanung leisten. Neben der Vernetzung mit anderen Kommunen hat sich das Nachhaltigkeitsteam der Stadt Detmold zum Ziel gesetzt im Rahmen von regelmäßigen Unternehmens-Lunches ansässige Unternehmen zusammenzubringen, über aktuelle Entwicklungen zu informieren und ihnen eine Bühne für ihre Themen zu geben. Ich hatte die Möglichkeit an einem dieser Mittagessen mit dem Schwerpunkt „nachhaltige Energie“ teilzunehmen und mich auszutauschen. Ich verließ das Event mit der Erkenntnis, dass der Wille und Ansätze für nachhaltige Veränderungen vorhanden sind, aber auch die Detmolder Unternehmen noch einen weiten Weg vor sich haben, bis Nachhaltigkeit voll und ganz in ihrer DNA angekommen ist. Das persönliche Highlight meines Engagements war das Interagieren mit Kindern zum Thema Nachhaltigkeit bei einer Bastelaktion im Rahmen eines Dorffestes. Gemeinsam bastelten wir Bienenhotels und sprachen über die Wichtigkeit von Bienen für uns und unsere Natur. Alles in allem habe ich für mich mitgenommen, dass die größte Herausforderung einer Kommune bei der Erreichung der Nachhaltigkeitsziele die richtige Ansprache aller lokalen Interessenvertretern ist. Quellen Stadt Detmold, 2021. „Politik und Rathaus in Detmold – Nachhaltigkeit“. 27.05.2023. https://www.detmold.de/startseite/politik-und-rathaus-in-detmold/nachhaltigkeit/#:~:text=Detmold%20ist%20seit%20M%C3%A4rz%202021,eine%20Nachhaltigkeitsstrategie%20f%C3%BCr%20Detmold%20erarbeitet. Lina Friedemann

Impact Day im Luthergarten Bahrenfeld

Der Abschluss des Moduls Sustainability Challenge bedeutete für uns auch den letzten Vorlesungstag und damit gleichzeitig den Abschluss unserer gemeinsamen Studienzeit als DTS Jahrgang 2021. Vor diesem Hintergrund war es für uns besonders schön, den Impact Day mit einer Aktivitätsspende im Luthergarten verbringen zu können. Das Modul Sustainability Challenge verfolgt das Ziel, vom Reden ins Tun zu kommen. Alle Studierenden suchten sich im Laufe des Moduls ein Ehrenamt, bei dem sie mindestens 40 Stunden leisteten. Der Impact Day schloss einen Kreis um diese vielen unterschiedlichen Ehrenämter. Nun gemeinsam als Team leisteten wir nochmals 40 Stunden ehrenamtliche Tätigkeit im Luthergarten und leisteten somit einen praktischen Beitrag für einen guten Zweck.  Das große Gelände ist geprägt von vielen kleinen versteckten Nischen, Gemüseanbau, Früchtebäumen, einem Baumhaus, einer Feuerstelle, einer Werkstatt und einem Taubenschlag sowie einem Hühnerstall mit großem Auslauf. Letztere benötigten ein wenig Aufmerksamkeit, daher widmeten wir uns im Rahmen unseres Impact Days dem Taubenschlag und dem Hühnerstall. Der Taubenschlag sollte ein neues Dach bekommen. Dafür musste die vorhandene Teerpappe abgelöst und Neue zugeschnitten sowie angebracht werden. Die Tauben waren von der lauten Arbeit weniger begeistert und flogen prompt aus. Wir sind aber davon überzeugt, dass sie das neue Dach trotzdem zu schätzen wissen. Während eine kleine Gruppe sich in ihren Dachdeckerfähigkeiten übte, befassten sich die anderen mit dem Hühnerstall. Der Hühnerstall ist relativ klein, die meiste Zeit verbringen die Hühner und der Hahn Muffin in ihrem Außengehege. Dieses muss allerdings gesichert werden, ansonsten besteht die Gefahr, dass Habichte sich ihr Abendessen im Luthergarten abholen. Damit das nicht geschieht, wird das Außengehege der Hühner mit einem Zaun und einem Netz gegen Luftangriffe gesichert. Ein Teil des Außengeheges war bereits mit einem Netzbaldachin bespannt, nun war es an uns, auch den hinteren Teil des Geheges entsprechend zu präparieren. Dafür bespannten wir zunächst den Außenbereich mit Tauen, die in der Mitte über einen hohen Punkt zusammenliefen. Die Inspiration dafür war ein Zirkuszelt, welches eine hohe Spitze in der Mitte hat. Danach kam es wirklich auf Teamwork an, denn das Netz musste nun über den gesamten Außenbereich und die mittlere Spitze gespannt werden. Gemeinsam meisterten wir auch dies und sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden.   Die Hühner schienen im Gegensatz zu den Tauben gänzlich unbeeindruckt von unserer Präsenz und ließen sich sogar von uns auf den Arm nehmen. Die handwerkliche Tätigkeit im Luthergarten hat Spaß gemacht und war als gemeinschaftliche Teamaufgabe ein wunderbarer Abschluss für das Modul und unsere gemeinsame Studienzeit. Zusammen stoßen wir mit einem Bier auf das an, was wir geschafft hatten – an diesem Tag und über die vergangenen vier Semester. Mit der Tätigkeit im Luthergarten erreichten wir vielleicht keinen riesigen Impact, und doch symbolisierte dieser Tag das, worauf es im Studiengang DTS ankommt. Nach der theoretischen Untermauerung und wissenschaftlicher Ausarbeitung verschiedenster Themenbereiche geht es für uns nun letztendlich darum, das, was wir gelernt haben, in die Tat umzusetzen. Wir müssen vom Reden ins Tun kommen. Xenia Godt