Digitalsustainable

Das Duett zwischen Digitaler Transformation und Nachhaltigkeit

Author : Lisa Ochmann

Nudging towards a better world: Wie Konsumierende durch Nudging ökologischer konsumieren

In der heutigen Zeit hat das Thema der Nachhaltigkeit eine starke Präsenz in unserer Gesellschaft und dennoch steigen unsere CO₂-Emissionen weiter an (Global Carbon Project 2021). Dabei ist der Überkonsum der Gesellschaft, der unter anderem durch unseren materialistischen Lebensstil getrieben wird, verantwortlich für den Großteil der CO₂-Emissionen (Tripathi und Singh 2016; Ivanova et al. 2016). Es ist wichtig zu verstehen, dass der übermäßige Konsum durch die hohe CO₂-Emission langfristig unserer Umwelt und zukünftigen Generationen schadet (Tripathi und Singh 2016). Es gilt, die CO₂-Emissionen eines jeden Einzelnen (der sogenannte CO₂-Fußabdruck) zu reduzieren, um die Klimaerwärmung unterhalb der 1,5 °C-Grenze zu halten und Klimakatastrophen in der Zukunft zu minimieren (Masson-Delmotte et al. 2018). Bild: Exemplarische Bild einer Klimakatastrophe ©Saeed Khan/AFP/Getty Images       Die 1,5 °C-Grenze, die von Experten als kritische Schwelle angesehen wird, kann dennoch erreicht werden, wenn wir heute handeln. Eine Lösung bietet ökologischer Konsum. Ökologischer Konsum ist das Kauf- und Nutzungsverhalten von Personen mit dem ultimativen Ziel, die negativen Konsequenzen auf unsere Umwelt zu minimieren. Die Wahl eines Produktes mit einem geringen  CO₂-Fußabdrucks ist dabei eine Möglichkeit für ökologischen Konsum (Antil 1984; Gleim et al. 2013). Problematisch ist, dass Konsumierende zwar häufig angeben, Produkte mit einem geringen CO₂-Fußabdruck zu wählen, in der Realität allerdings oftmals weiterhin Produkte mit einem eher hohen CO₂-Fußabdruck konsumieren. Mögliche Gründe können finanzielle Barrieren (z. B. ein zu hoher Preis) oder physikalische Barrieren (z. B. eine schlechte Produktqualität oder -verfügbarkeit) sein.  Die Verhaltensintention allein hilft allerdings nicht bei der Einhaltung der 1,5 °C-Grenze. Es benötigt somit eine Intervention, damit sich diese Verhaltensintention auch in tatsächlichem Konsumverhalten äußert. Nudging scheint hierbei als Intervention zur Förderung von ökologischem Konsum vielversprechend zu sein (z. B. Demarque et al. 2015; Sun, Bellezza und Paharia 2021). Nach Thaler und Sunstein (2008, 9) ist Nudging eine Veränderung innerhalb des Entscheidungsumfeldes, das menschliches Verhalten lenken soll, ohne dabei signifikant den ökonomischen Anreiz oder die Entscheidungsfreiheit der Person zu beeinflussen. Die Bereitstellung von Informationen, die vorher während der Entscheidungssituation nicht vorhanden waren, ist eine Möglichkeit Nudging zu betreiben (Münscher, Vetter und Scheuerle 2016). Ein Beispiel für die Bereitstellung von Informationen kann die Anzeige des CO₂-Fußabdruckes eines Produktes aus dem Supermarkt sein. Zwar hat REWE eine Form der Anzeige des CO₂-Fußabdruckes im Supermarkt während des Veganuary getestet, in wissenschaftlichen Ausarbeitungen wurde dieser Nudging-Ansatz allerdings noch nicht überprüft. Aus diesem Grund habe ich im Rahmen eines abschließenden Forschungsprojektes in zwei Laborexperimenten die Anzeige des CO₂-Fußabdruckes als Nudge experimentell analysiert. Neben der Mobilität (die Wahl einer Reisemöglichkeit nach Paris) wurde zusätzlich die Ernährung (der Kauf einer Schokolade) sowie digitales Streaming (die Wahl eines Endgerätes) als Szenarien überprüft. Die Ergebnisse der Experimente sind vielversprechend. Bei Kaufs einer Schokolade konnte der CO₂-Fußabdruck einer Person um bis zu 440 g, bei der Wahl einer Reisemöglichkeit um ca. 20 kg und bei der Wahl eines Gerätes zum Streamen wiederum um etwa 20 g pro Entscheidung einer Person gesenkt werden. Zwar scheinen die Effekte zum Beispiel bei der Wahl eines Gerätes zum Streamen marginal zu sein, viele Konsumentscheidungen von einer Vielzahl an Personen hingegen erzielen in Summe einen hohen CO₂-Fußabdruck. Wenn weltweit beispielsweise alle Netflix-Abonnenten für zwei Stunden Streaming den CO₂-Fußabdruck um 20 g reduzieren, bedeutet das bei einer Streaming-Zeit von 365 Stunden im Jahr eine Reduktion des CO₂-Fußabdruckes um mehr als 800 Tausend Tonnen (Netflix 2022). Das Ergebnis zeigt, dass die Bereitstellung des CO₂-Fußabdruckes der Entscheidungsoptionen eine Chance für Unternehmen bietet, um Konsumierende zu ökologischerem Konsum zu motivieren und damit bei der Einhaltung der 1,5 °C-Grenze zu unterstützen. Der CO₂-Fußabdruck wird allerdings in der Realität zu selten bei der Wahl einer Entscheidungsoption bereitgestellt. Deshalb der dringende Appell: Liebe Unternehmen, stellt die CO₂-Fußabdrücke von Produkten bereit, um ökologischen Konsum zu fördern und zukünftigen Generationen ein Leben auf unserem Planeten zu ermöglichen. Lukas Zelek Literaturverzeichnis: Antil, John H. 1984. „Socially Responsible Consumers: Profile and Implications for Public Policy“. Journal of Macromarketing 4 (2): 18–39. https://doi.org/10.1177/027614678400400203. Demarque, Christophe, Laetitia Charalambides, Denis J. Hilton und Laurent Waroquier. 2015. „Nudging Sustainable Consumption: The Use of Descriptive Norms to Promote a Minority Behavior in a Realistic Online Shopping Environment“. Journal of Environmental Psychology 43 (September): 166–74. https://doi.org/10.1016/j.jenvp.2015.06.008. Gleim, Mark R., Jeffery S. Smith, Demetra Andrews und J. Joseph Cronin. 2013. „Against the Green: A Multi-Method Examination of the Barriers to Green Consumption“. Journal of Retailing 89 (1): 44–61. https://doi.org/10.1016/j.jretai.2012.10.001. Global Carbon Project. „CO2-Ausstoß weltweit in den Jahren 1960 bis 2020“, November 2021. http://www.globalcarbonatlas.org/en/CO2-emissions. Ivanova, Diana, Konstantin Stadler, Kjartan Steen-Olsen, Richard Wood, Gibran Vita, Arnold Tukker und Edgar G. Hertwich. 2016. „Environmental Impact Assessment of Household Consumption: Environmental Impact Assessment of Household Consumption“. Journal of Industrial Ecology 20 (3): 526–36. https://doi.org/10.1111/jiec.12371. Münscher, Robert, Max Vetter und Thomas Scheuerle. 2016. „A Review and Taxonomy of Choice Architecture Techniques“. Journal of Behavioral Decision Making 29 (5): 511–24. https://doi.org/10.1002/bdm.1897. Netflix. 2022. „Abonnenten weltweit bis 2022“. Oktober 2022. https://s22.q4cdn.com/959853165/files/doc_financials/2022/q3/FINAL-Q3-22-Shareholder-Letter.pdf. REWE. 2023. „Neue Angebote: REWE weist erstmals Klimapreise für Lebensmittel aus“. REWE Presse. 10. Januar 2023. https://mediacenter.rewe.de/pressemitteilungen/rewe-weist-erstmals-klimapreise-aus. Sun, Jennifer J., Silvia Bellezza und Neeru Paharia. 2021. „Buy Less, Buy Luxury: Understanding and Overcoming Product Durability Neglect for Sustainable Consumption Thaler, Richard H. und Cass R. Sunstein. 2008. Nudge: improving decisions about health, wealth, and happiness. New Haven: Yale University Press. Tripathi, Avinash und Manvendra Pratap Singh. 2016. „Determinants of Sustainable/Green Consumption: A Review“. International Journal of Environmental Technology and Management 19 (3/4): 316. https://doi.org/10.1504/IJETM.2016.082258.

Gedankenanstoß: Nachhaltige Karriereziele

Denkanstoß: Wie würde eine erfolgreiche Karriere aussehen, die nicht darauf ausgelegt ist, mehr Geld zu verdienen? Worauf möchte ich in meinem Leben hinarbeiten? Dieser Frage musste ich mich in meinem Studium der digitalen Transformation und Nachhaltigkeit immer wieder stellen. Jedes Jahr, jede gelesene Studie zum Thema Nachhaltigkeit änderte mein ethisches Bild von einer erstrebenswerten Karriere. Wie sollte diese aussehen, wenn plötzlich nicht nur meine Nächsten, sondern noch wichtiger, eine gesunde Umwelt im Vordergrund steht, welche auch für zukünftige Generationen lebenswert ist? Besonders verändert hat sich dabei mein Blick auf das Thema Gehalt und das Ziel „wohlhabend“ zu sein. Verschiedene Studien fanden heraus, dass sich die Korrelation von Einkommen und Glück ab ca. 75.000 Dollar Jahreseinkommen stark abschwächt (u.a. Killingsworth 2020; Easterlin 2001; Jebb u. a. 2018; Kahneman und Deaton 2010) und ein Plateau erreicht. Danach steigt das Glück durch Einkommens- bzw. Konsumsteigerungen nur noch nach großen Gehaltssprüngen. So fand eine Studie über den Zusammenhang von Glück und Einkommen mit einer Stichprobe von 33.391 Erwachsenen Angestellten in den USA heraus, dass es ab 75.000 Dollar Jahreseinkommen eine Verdopplung des Gehaltes benötigt, um statistisch einen einzigen Punkt auf einer 1-100 Happinessskala zu steigen vgl. Abbildung 1 (erstellt von Michael und Julian 2021; mit den Daten von Killingsworth 2020). Meiner Meinung nach müssen wir mit den Erkenntnisses aus der Studie traditionelle Karrierewege (spätestens ab einem Gehalt von 75.000 Dollar) überdenken. Wie viel Freude bringt mir meine Arbeit wirklich? Wie viel Freude macht es mir Verantwortung zu nehmen (damit verbundene monetäre Vergütungen machen mich statistisch nicht glücklicher)? Sollte ich nicht lieber auf eine Gehaltserhöhung verzichten und mehr Freizeit für Freunde, Familie Sport, oder ein Ehrenamt fordern? Oder sollte ich mehr Gehalt fordern und damit in soziale oder ökologische Projekte investieren? Persönlich bin ich noch auf der Suche nach meinem persönlichen Optimum. Die Studien hat mir aber auf jeden Fall geholfen kreativer über meine Zukunft nachzudenken und Impact über potenzielle gesellschaftliche Erwartungen an eine traditionelle Karriere zu stellen. Wie denkt ihr darüber? Ist an den Studien was dran? Wie könnten nachhaltige statt monetäre Karriereziele aussehen? Manuel Schmidt Literaturverzeichnis: Easterlin, Richard A. 2001. „Income and Happiness: Towards a Unified Theory“. The Economic Journal 111 (473): 465–84. https://doi.org/10.1111/1468-0297.00646. Jebb, Andrew T., Louis Tay, Ed Diener, und Shigehiro Oishi. 2018. „Happiness, Income Satiation and Turning Points around the World“. Nature Human Behaviour 2 (1): 33–38. https://doi.org/10.1038/s41562-017-0277-0. Kahneman, Daniel, und Angzs Deaton. 2010. „High income improves evaluation of life but not emotional well-being | PNAS“. 2010. https://www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.1011492107. Killingsworth, Matthew A. 2020. „Experienced well-being rises with income, even above $75,000 per year“. Proceedings of the National Academy of Sciences 118 (4): e2016976118. https://doi.org/10.1073/pnas.2016976118. Michael, Plant, und Hazell Julian. 2021. „Can Money Buy Happiness? A Review of New Data“. 2021. https://www.givingwhatwecan.org/blog/can-money-buy-happiness.

Generative KI und ihr Einfluss auf das Bildungssystem

Als Studenten im 21. Jahrhundert befinden wir uns inmitten einer rasanten technologischen Revolution. Die Künstliche Intelligenz hat sich in vielen Bereichen bereits bewährt und hat das Potenzial, unser Leben auf vielen Ebenen zu verbessern. Dies gilt auch für unser Hochschulssystem, insbesondere durch die Verwendung von „Generativer KI“. Generative KI bezieht sich auf eine Form von künstlicher Intelligenz, die erstmalig in der Lage ist, Texte zu lesen, zu verstehen und selbstständig Texte zu produzieren. Dies kann mithilfe von Machine-Learning-Modellen und Deep-Learning-Algorithmen erreicht werden, die auf großen Datensätzen trainiert werden. Nun habe ich mich gefragt, welche Vor- oder Nachteile das für zukünftige Studenten mitbringen könnte und habe dafür einfach mal die Generative KI Chat GPT selbst gefragt: „Die Verwendung von Generative KI im Bildungssystem bietet viele Vorteile. Einer davon ist die Möglichkeit, das Lernen zu personalisieren. Generative KI kann individuelle Lernstile und -bedürfnisse erkennen und entsprechend anpassen. Dies kann dazu beitragen, den Lernfortschritt zu beschleunigen und die Motivation der Schüler zu erhöhen. Ein weiterer Vorteil ist die Zeitersparnis. Generative KI kann den Lehrprozess beschleunigen und den Lehrern helfen, ihre Ressourcen effektiver einzusetzen. Zum Beispiel kann sie als Tutor fungieren, indem sie Schülern Aufgaben und Übungen zuweist und Feedback gibt. Generative KI kann auch dabei helfen, komplexe Konzepte zu vermitteln. Sie kann in der Lage sein, komplizierte Themen in einfache, leicht verständliche Sprache zu übersetzen. Dies kann besonders für Schüler von Vorteil sein, die Schwierigkeiten haben, bestimmte Konzepte zu verstehen. Jedoch sollten wir uns auch der potenziellen Risiken bewusst sein, die mit der Verwendung von Generative KI im Bildungssystem verbunden sind. Eines davon ist die Gefahr einer Verzerrung der Wahrheit. Wenn Generative KI auf falsche oder unvollständige Datensätze trainiert wird, kann sie falsche Informationen produzieren. Dies kann besonders problematisch sein, wenn es um kritische Themen wie Geschichte oder politische Fragen geht. Ein weiteres Risiko besteht darin, dass Generative KI das kreative Denken und Problemlösungsfähigkeiten beeinträchtigen kann. Wenn Schüler zu sehr auf die generierten Texte und Lösungen von Generative KI vertrauen, kann ihre Fähigkeit, eigene Ideen und Lösungen zu entwickeln, beeinträchtigt werden. Schließlich ist auch die Gefahr einer Verlagerung von Verantwortung und Kontrolle zu berücksichtigen. Wenn Generative KI eingesetzt wird, kann es einfach sein, die Verantwortung für das Lernen und den Lehrprozess von Lehrern und Schülern auf die Technologie zu verlagern. Dies kann dazu führen, dass Schüler weniger Verantwortung für ihr eigenes Lernen übernehmen und dass Lehrer weniger Kontrolle über den Lehrprozess haben. Zusammenfassend kann man sagen, dass Generative KI sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf das Bildungssystem haben kann. Es ist wichtig, dass wir uns bewusst mit diesen Auswirkungen auseinandersetzen und sicherstellen, dass wir Generative KI so einsetzen, dass ihre Vorteile genutzt werden können, während ihre Risiken minimiert werden.“ Überraschend, oder? Das Ganze wird mit einer Suchanfrage innerhalb von 20 Sekunden generiert. Angesichts der Qualität der Texte ist es kein Wunder, dass ChatGPT schon zwei Monate nach dem Launch über 100 Millionen monatliche Nutzer hat und branchenübergreifend Anwendung findet. Gefährlich finde ich dabei jedoch, dass generative KIs das deutsche Bildungsministerium unerwartet getroffen haben könnte. Jedenfalls gibt es aktuell, trotz der Dringlichkeit und der weitreichenden anstehenden Veränderungen des Lehrwesens durch Generative KI, noch wenige öffentliche Stellungnamen oder Empfehlungen, wie damit umgegangen werden soll. Fast scheint es als hätten zumindest diese technologische Entwicklunge den gesellschaftlichen und politischen Diskurs überholt. Um die Chancen dieser beeindruckenden KI nutzen zu können sollte schnellstens ein ethischer Umgang mit diesen Technologien finden, um ihre Risiken zu minimieren und diese Diskussion zukünftig präventiv führen! Was denkt ihr über Generative KI? Verbessert sie unsere Art und Weiße wie wir zukünftig Lehren und Lernen oder steht sie der tatsächlichen Bildung vielleicht sogar im Weg? Manuel Schmidt