Ich bin es gewohnt, in meinem regulären Job eine vorgegebene Struktur zu haben, wo ich auch genau weiß, wie ich mich einsetzen muss und im Gegenzug auch zu messen, was der Outcome ist, welchen ich geleistet habe.
In dem Altenheim habe ich mich in einem Umfeld befunden, welches für mich unstrukturiert ist, wo es unklar war, was für einen Mehrwert ich beitragen kann und es auch schwer zu messen ist, was ich bewirkt habe. Ich würde gerne sagen das ich mich mittlerweile dort etwas „eingearbeitet“ habe, aber das benötigt definitiv mehr, als „nur“ 40 Stunden dort zu arbeiten. Wenn ich beispielsweiße andere Freiwillige sehe, die dort sind, merke ich wie wenig eingearbeitet ich bin. Es ist eine sehr ehrbare Arbeit, die sehr viel Respekt und Wertschätzung braucht. Doch man gibt sein Bestes und versucht sich so gut es geht einzubringen.
Es gibt unterschiedliche Aktivitäten, die man vornehmen kann, aber man muss sich die selbst suchen. Es gibt innerhalb der Betreuungsarbeit wenig „Struktur“, da jeder Mitarbeiter seinen Tag komplett mit seinen zugewiesenen Bewohnern selbstständig plant. Man kann in der Betreuungszeit zwischen 09:30 Uhr und 17:45 Uhr mit den Einwohnern Zeitung lesen, Gymnastik machen, Spaziergänge durchführen, Biographiearbeit erleben und auch tatsächlich zusammen mit den Bewohnern Feste planen. In der Woche, wo ich da war, habe ich zusammen mit einer Mitarbeiterin und einem Bewohner, der noch relativ „fit“ ist, die Grillfeier organisiert. Dafür wurde uns von der Einrichtungsleitung ein Budget geben, welches wir vollkommen ausgenutzt haben. An der Feier haben Mitarbeiter und Bewohner teilgenommen. Auch gibt es eine Art Raum, der sich „Snözelraum“ nennt. Hier werden Bewohner die unter starker Unruhe, Demenz, Multipler Sklerose und Morbus Parkinson leiden, gebracht, damit sie sich entspannen können. Der Raum wird abgedunkelt, Entspannungslichter eingeschaltet und Musik, welche der Bewohner in seiner Vergangenheit gehört hat (Biographiearbeit) eingeschaltet. Diese Methoden waren mir nicht bekannt und ich empfand dies als sehr lehrreich, vor Allem deswegen, weil ich aus einem komplett anderen Bereich komme.
Besonders beeindruckend ist die ehrenamtliche Mitarbeiterin Natasha, ehemaliges Model für große Firmen, die seit 20 Jahren einmal wöchentlich im Heinrich-Sengelmann-Haus erscheint, um sich mit den Bewohnern zu beschäftigen. Ihre Hingabe und Kreativität sind bewundernswert, und ich selbst empfinde es als herausfordernd, meine Zeit in einem Umfeld zu verbringen, das sowohl Leid als auch Freude, Lachen und Spaß birgt.
Obwohl meine Zeit im Heinrich-Sengelmann-Haus mir viel Freude bereitete, erkenne ich, dass diese Art von Arbeit nicht meine Bestimmung ist. Die intensive emotionale Verbundenheit fällt mir schwer, insbesondere angesichts von Leid und Tod. Dennoch erwäge ich, ein Ehrenamt anzunehmen, um den Menschen, die jahrzehntelang für unsere Gesellschaft gearbeitet haben, eine Freude zu bereiten. Nicht jeder mag „bespaßt“ werden, aber viele Bewohner schätzen Gespräche, Spiele, Betreuung und Feste. Diese Erfahrung war für mich unbeschreiblich, und ich bin dankbar, dass ich sie machen durfte.
Carolina Engels