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Meine erste Schicht bei der Bahnhofsmission 

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Am 07. Mai 2022 um 12:00 Uhr begann meine erste Schicht bei der Bahnhofsmission Hamburg. Ich war pünktlich da und schloss meine Jacke inklusive Wertsachen in eines der Schließfächer, um die blaue Weste der Bahnhofsmission anzuziehen. Mit dem Überziehen dieser Weste schlüpfte ich in die Rolle einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin der Bahnhofsmission und wurde ab diesem Zeitpunkt auch als solche erkannt.  

Um kurz vor 12:00 Uhr begann die Schichtübergabe der Frühschicht. Bevor jedoch auf die neusten Geschehnisse eingegangen wurde, fand zunächst eine Vorstellungsrunde statt, in der ich mich kurz vorstellte und auch ich die Namen meiner Schicht kennenlernte. Alle waren sehr aufgeschlossen und interessiert. Neben meiner Schichtleiterin habe ich noch eine FSJlerin und einen Ehrenamtlichen kennengelernt. Weiter ging es mit den neusten Geschehnissen, welche uns die Frühschicht mitteilte. Die Schichtleitung meiner Schicht schrieb fleißig mit. Mir war bis zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst, dass viele der Kunden der Bahnhofsmission regelmäßig bei der Bahnhofsmission sind und war gespannt, ob ich zu bestimmten Personen, über die in der Übergabe berichtet wurde, Kontakt haben würde.   

Nach der Übergabe hat mir eine aufgeschlossene und motivierte FSJlerin gezeigt, wo ich welche Dinge im Büro der Bahnhofsmission finde. Sie hat mir gezeigt, wo Lebensmittel und Kleidung zur Ausgabe liegen, wo ich Infoflyer für Bedürftige finde und wie wir beispielswiese damit umgehen, wenn ein Obdachloser nach einer Unterkunft bittet. Nachdem ich einen Überblick über das Büro hatte, habe ich auch direkt die ersten Getränke an Bedürftige ausgegeben und Mobiltelefone zum Aufladen entgegengenommen, da die Bahnhofsmission die Möglichkeit bietet, Mobiltelefone nach Vorlage des Ausweises für einen bestimmten Zeitraum aufzuladen, um anschließend wieder telefonieren zu können.  

Nach kurzer Zeit im Büro ging ich mit dem Ehrenamtlichen meiner Schicht zu einer Umsteigehilfe am Bahnhof, bei der wir einer blinden Frau dabei halfen, ihren Anschlusszug am richtigen Gleis zu bekommen. Während wir über den Bahnhof schlenderten, wurden wir mehrmals von Reisenden angesprochen, die verschiedene Fragen zu den Bahnkartenautomaten, Fundbüros, Toiletten und dem ASB hatten. Mir wurde das erste Mal bewusst, wie viele Reisende Fragen am Hauptbahnhof haben und wie toll es ist, dass es Organisationen wie die Bahnhofsmission gibt, die bei solchen Anliegen unterstützen.  

Anschließend zeigte mir der Ehrenamtliche die Tagesaufenthaltsstätte Herz As für Obdachlose und das Übernachtungshaus Haus Jona, um die Stätten kennenzulernen, über die täglich bei der Bahnhofsmission gesprochen wird. Ich hatte das Glück, mir sogar ein Zimmer im Haus Jona anzuschauen, um noch einen besseren Einblick zu erhalten. An dem Drob Inn vorbei gingen wir anschließend wieder zurück zum Büro der Bahnhofsmission.  

An diesem Tag war viel los, sodass die Klingel alle fünf Minuten läutete und wir uns die Anliegen der Kunden anhörten und überlegten, wie wir am besten helfen können.  

Dabei ist mir ein Kunde besonders in Erinnerung geblieben. Dieser sprach weder Deutsch noch Englisch und nach kurzer Zeit unterhielt ich mich mit ihm auf Spanisch, da er ursprünglich aus Spanien kam. Er erzählte mir von seinen familiären und gesundheitlichen Problemen und dass er aktuell auf der Straße lebt. Ich habe ihm zugehört und überlegt, was ich an seiner Stelle machen würde. Ich habe selten eine Person gesehen, die sich am Ende des Gesprächs so über eine Unterhaltung gefreut hat. Für ihn war es kaum zu glauben, dass er sich endlich mal wieder auf Spanisch unterhalten konnte und ihm jemand zuhört und so Zeit schenkt. Hier ist mir bewusst geworden, dass teilweise die alleinige Aufmerksamkeit einem Menschen gegenüber ausreicht, um jemandem für einen kurzen Moment etwas Gutes zu tun.  

Durch die vielen neuen Eindrücke und Aufgaben verging meine erste Schicht wie im Flug und um 18:00 Uhr versammelten wir uns wieder für die Übergabe an die Spätschicht. Nachdem ich noch kurz mit meiner Schichtleiterin gesprochen hatte, zog ich die Weste der Bahnhofsmission wieder aus, nahm meine Wertsachen aus dem Schließfach und verließ die Bahnhofsmission zufrieden und mit vielen neuen spannenden Eindrücken um 18:30 Uhr.  

 Quelle: https://www.domradio.de/artikel/wie-die-bahnhofsmission-menschen-not-hilft 

Hjördis Denker, DTS20

 

Meine erste Schicht bei der Bahnhofsmission