Digitalsustainable

Das Duett zwischen Digitaler Transformation und Nachhaltigkeit

Kulturelle Vielfalt für mehr Akzeptanz und Toleranz 

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Wie leben unbegleitete minderjährige Geflüchtete nach ihrer Ankunft in Deutschland?

Im Rahmen meiner Sustainability Challenge engagiere ich mich bei der Stiftung Sozialpädagogisches Institut (SPI). Die Stiftung SPI setzt sich in diversen Bereichen wie Sucht und Prävention, Wohnung und Betreuung, aber auch Flucht und Einwanderung ein. Heute möchte ich euch gerne auf meine Reise für die Sustainability Challenge mitnehmen, bei der ich unbegleitete minderjährige Geflüchtete in Erstaufnahmestellen in Berlin betreue.

Die Lebensumstände vor Ort:

Die Unterkunft befindet sich im Hinterhaus eines herkömmlichen Gebäudes. Insgesamt wohnen dort circa 55 Jugendliche. Viele der Geflüchteten kommen aus dem Afghanistan, Syrien, Iran, dem afrikanischen Raum oder der Ukraine und sind laut ihren Dokumenten 15-17 Jahre alt.  Angekommen in der Unterkunft, wird dem Jugendlichen ein Zimmer zugewiesen. Wenn die Räumlichkeiten es ermöglichen, wird versucht jedem Jugendlichen ein eigenes Zimmer zu geben, um interkulturelle Konflikte und Meinungsunterschiede zu vermeiden. Im Durchschnitt warten die Jugendlichen sieben Monate auf ihren Interviewtermin, welcher die Voraussetzung für den weiteren Asylprozess ist. Bis dahin dürfen sie nicht an dem üblichen Schulalltag teilnehmen und auch keine Arbeit beziehen. Somit verbringen sie die meiste Zeit in der Unterkunft, was oft zu Langeweile, Auseinandersetzungen und Streitigkeiten führt.

Meine Erfahrungen:

Im alltäglichen Umgang mit den Jugendlichen merke ich, wie liebevoll, aber auch liebebedürftig die Kinder sind. Beim Öffnen der Tür werde ich immer von mehreren Jugendlichen herzlich begrüßt, gefragt wie es mir geht und mir wird immer Essen angeboten. Diese Fürsorglichkeit und Freundlichkeit beeindruckt mich.

Zusammen mit den Jugendlichen unternehme ich verschiedene Dinge:

  1. Mansour, ein Junge aus Afghanistan, freut sich immer, mit mir Schach spielen zu können. Woche für Woche wird er besser. Zu Beginn gewinne ich jedes Schachspiel, nach einigen Wochen, ist er jedoch unschlagbar.
  1. An einem schönen Sommertag sitzen wir gemeinsam in einer Runde von zehn Jugendlichen und Mitarbeiter*innen oben auf der Dachterrasse und bringen Jordan, einem Geflüchteten aus Kamerun, das Kartenspiel „UNO“ bei. Das Spiel wird hitzig. Alle zeigen Ehrgeiz, sind mit Herzblut dabei und kämpfen um den Sieg.
  1. Am Pfingstfreitag kommen die Jungs, Sherial und Mansour auf mich zu und wollen Deutsch lernen. Zusammen üben wir Vokabeln und im Anschluss gibt es ein kleines Diktat.
  1. Mit einer weiteren Mitarbeiterin und neun Jugendlichen gingen wir an einem Samstagnachmittag zum Straßenfest „Karneval der Kulturen“. Dort tanzen die Jungs zu unterschiedlicher Musik. Man merkt ihnen an, wie sie für einen kurzen Augenblick ihren schwierigen Alltag vergessen und den Moment einfach genießen.

Jeder Tag in der Unterkunft verläuft anders. An manchen Tagen sind die Jugendlichen gut gelaunt und haben Lust, mit einem zu reden, an anderen sind sie eher verschlossen und ziehen sich zurück. Dennoch merke ich, wie viel Freude ich Menschen allein mit meiner Anwesenheit bereiten kann. Denn schließlich ging es nie darum, etwas Außergewöhnliches mit den Jugendlichen zu unternehmen, sondern schlichtweg einfach darum, ihnen Gesellschaft zu leisten, auch wenn man an manchen Tagen nur schweigend nebeneinandersitzt. Diese Erfahrung werde ich immer positiv in Erinnerung behalten und kann es jedem nur nahelegen, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Nicki Saee

Kulturelle Vielfalt für mehr Akzeptanz und Toleranz