Erleben und Zielbeitrag zur nachhaltigen Entwicklung
Dieser Bericht wird nicht die Relevanz von Bildung erläutern. Sie als Leser:in sollten sich der Relevanz von Bildung für die Entwicklung und Chancengerechtigkeit von Schüler:innen beim Lesen bereits bewusst sein.
März 2020 in Deutschland:
Die Politik entscheidet sich zu einem Lockdown, der auch die Bildungseinrichtungen umfasst. Auch wenn die deutsche Bildungslandschaft in den letzten Jahren in Sachen Digitalisierung aufgeholt hat und viele Schüler:innen mit digitalen Endgeräten ausgestattet sind, so sind es eben noch nicht alle. Da sich zu diesem Zeitpunkt jedoch alle Schüler:innen im Homeschooling befanden, stand ein nicht unerheblich großer Teil von Schüler:innen vor der Herausforderung: Teilnahme am Online-Unterricht er über ihr Smartphone auf kleinstem Display, einem geteilten Gerät mit Geschwistern oder sogar ganz ohne digitales Endgerät? Sie hatten demnach keine (kurzfristige) Möglichkeit zur vollwertigen Partizipation. Diese Zeilen tippe ich übrigens auf meinem neuwertigen Laptop ein, welches an zwei externe Monitore angeschlossen ist und neben welchem mein Smartphone liegt. Glauben Sie mir, diesen Umstand betrachte ich heute anders, aber zurück zum Thema:
In jenem Moment entstand die Idee und damit gleichzeitig auch die Geburtsstunde von Hey, Alter!. Es sollten aussortierte, jedoch funktionstüchtige Endgeräte für Schüler:innen zur Verfügung gestellt werden, die kein Gerät besitzen. Seit Gründung wurden bundesweit mindestens 12.200 Geräte ausgeliefert – an meinem Standort „Hildesheim“ bereits über 500. Zur Info: Hildesheim hat lediglich ~100.000 Einwohner:innen im Stadtkreis. Der Bedarf war und ist also gewaltig, nicht zuletzt aufgrund der Fluchtbewegungen des Ukrainekriegs.
Ich unterstütze diesen Verein während meiner Sustainability Challenge in ganz unterschiedlichen Dimensionen, dazu später mehr.
Dankbarkeit, Gesellschaften und Fazit
Mai 2022 in Deutschland:
Was ich im Rahmen meiner Sustainability Challenge vornehmlich erleben durfte: Dankbarkeit. Und das gleich multidimensional.
Zunächst sei hier selbstverständlich die Dankbarkeit der Familien und Schüler:innen über das niedrigschwellige Angebot genannt. Es kamen Familien, in denen sich beispielsweise zwei oder mehr Schüler:innen ein Gerät teilen mussten, während der Unterricht zur gleichen Zeit lief, es kamen Schüler:innen, überhaupt die ihr erstes eigenes Laptop in den Händen halten durften. Dieses breite Strahlen in den Gesichtern von Schüler:innen, das teilweise bis zu zehn Jahre alte Laptops hervorrufen, macht mir eines bewusst: wie heterogen die sozialen Schichten in unserer Gesellschaft sind und wie selten man außerhalb seiner Peer Group in echten Kontakt kommt.
Außerdem und insbesondere bin jedoch ich dankbar. Dankbar sowohl für alles, was ich habe, als auch für das, was ich erleben durfte. Ich durfte in der Prozesskette von Akquise, Einkauf & Verhandlung sowie Prozessoptimierung bis hin zur Annahme, Reparatur und Ausgabe von Geräten unterstützen. Viele von uns leben in einer Filterblase, die ohne echten Kontakt über ein derartiges freiwilliges Engagement niemals wirklich durchbrochen werden kann. So wurde mir erst im Laufe der Tätigkeit bewusst, wie sehr es mir an nichts mangelt. Die Sustainability Challenge war und ist eine tolle Möglichkeit Selbstwirksamkeit zu erleben. Ich werde Hey, Alter! auch in Zukunft weiterhin gerne unterstützen.
Fazit
Die politischen Rahmenbedingungen machen vieles möglich, aber eben nicht alles. Wenn Regelungen getroffen werden die 99% der Menschen helfen, bzw. 99% nicht schaden, dann ist 1% eben doch betroffen und das sind in Zahlen ausgedrückt schwindelerregende Mengen. Für genau diese Menschen, also beispielsweise eine geflüchtete Familie mit drei Kindern, die fast in Tränen ausbrechen als sie ein altes Laptop in Empfang nehmen dürfen, sind das Ehrenamt und caritative Organisationen da.
Gut und notwendig, dass dies Organisationen existent sind. Sie verdienen unsere Unterstützung.
P.S.
Provokativer Abschluss: Du oder deine Organisation seid auf „Purpose“ Suche? Ein einziger Tag in einem solchen Ehrenamt hilft Nils Mönkeberg, DTS20