Suizidprävention Jugendlicher und junger Erwachsener bei [U25] Hamburg
Wenn wir in der Gesellschaft von Nachhaltigkeit sprechen, ist häufig die ökologische Nachhaltigkeit gemeint: Umweltkatastrophen durch den Klimawandel, der Umstieg vom Benziner zum E-Auto oder die regionale Bio-Küche sind präsent in unserem Alltag. Doch neben ökologischer Nachhaltigkeit gibt es zwei weitere Säulen der Nachhaltigkeit: ökonomische und soziale Nachhaltigkeit. Mit letzterer habe ich mich in meiner Sustainability Challenge näher auseinandergesetzt. Hier habe ich mir insbesondere das Sustainable Development Goal 3 „Gesundheit und Wohlergehen“ angeschaut. Dazu zählt neben physischer Gesundheit auch die psychische Gesundheit (SDG 3.4).1
Selbsttötung ist unter Jugendlichen die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Nach Abgaben des Statistischen Bundesamtes haben sich 2021 rund 500 Menschen unter 25 Jahren suizidiert.2 Insbesondere während der Corona-Pandemie war ein Ansteigen psychischer Erkrankungen bei Jugendlichen festzustellen. Trotzdem ist Suizidalität in der Gesellschaft häufig noch immer ein Tabu-Thema und Jugendliche haben Angst vor solchen Gedanken und auch damit nicht ernst genommen zu werden.3
Genau dort versucht [U25] anzusetzen: Eine anonyme Mailberatung, bei der sich Jugendliche und junge Menschen unter 25 Jahren in einer Krise und bei Suizidalität melden können und mit gleichaltrigen ehrenamtlichen Peerberater:innen schreiben können. Dabei geht es explizit nicht darum den Hilfesuchenden Ratschläge zu geben, sondern in erster Linie zuzuhören, zu spiegeln und die Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. Dabei stehen immer die Bedürfnisse der ratsuchenden Person im Vordergrund.
Aber wird man eigentlich ehrenamtliche:r Peerberater:in bei [U25]?
Als Peerberater:in durchläuft man zuerst zusammen mit anderen Freiwilligen eine Grundausbildung, in der man neben den fachlichen Grundlagen auch mehr über das Thema Psychohygiene, Beratungshaltung und Fragetechnik lernt. Dabei kommen auch praktische Übungen und das Schreiben von Übungs-Beratungsmails nicht zu kurz. Und dann geht’s auch schon los: Man sucht sich seinen ersten Mailkontakt im Beratungssystem aus, schreibt die erste Mail und der Kontakt entwickelt sich. Je nachdem welche Kapazitäten man hat, kann man beliebig viele Kontakte so aufnehmen. Im Durchschnitt sind das meist zwischen zwei und fünf Kontakten pro beratende Person. Dabei wird man von ausgebildeten Hauptamtlichen begleitet und hat regelmäßige Supervisionen, bei denen man sich untereinander austauschen kann und Unterstützung bekommt bei Fragen. Außerdem hat man die Möglichkeit sich auch nach der Grundausbildung zu bestimmten Themen fortzubilden.
Während meiner Sustainability Challenge habe ich mich insbesondere dem Thema Social Media bei [U25] gewidmet. [U25] richtet sich an Personen unter 25 Jahren und soll leicht zugänglich für betroffene Personen sein, deshalb ist es umso wichtiger, die Zielgruppe auch auf den passenden Kanälen anzusprechen. Aktuell gibt es beispielsweise schon einen Instagram-Kanal, auf dem Inhalte geteilt werden. Da aber insbesondere die jüngere Zielgruppe (12-18 Jahren) auch viel TikTok nutzt, ist nun die Überlegung ob und wie [U25] dieses Medium nutzen sollte. Als Teil meiner Sustainability Challenge habe ich ein Konzept hierzu entwickelt.
Bevor ich aber in die Erstellung des Konzepts gegangen bin, habe ich als erstes recherchiert, welche unterschiedlichen Formate es auf TikTok gibt, wie diese funktionieren und das mit den gesteckten Zielen (Aufmerksamkeit und Awareness für das Präventionsangebot von [U25] generieren) abgeglichen. Am Ende hat sich besonders ein Format herauskristallisiert: Infotainment. Beim Infotainment versucht man die Inhalte, die man vermitteln möchte, auf unterhaltsame Weise darzustellen. Dafür habe ich mich u.a. an Kanälen wie „HerrAnwalt“ und „DerPolizist“ orientiert und erste Drafts für Videos erstellt.
Für mich war das Unterstützen dieser Initiative während der Sustainability Challenge eine echte Herzensangelegenheit! Die Gesellschaft befindet sich in einem stetigen Wandel und wird immer schnelllebiger. Social Media kann den Druck auf Jugendliche und junge Erwachsene mitzuhalten noch zusätzlich erhöhen. Man fühlt sich überfordert von der Vielzahl an Eindrücken und einsam zugleich. Genau deshalb ist Mental Health – insbesondere auch im digitalen Kosmos – und die Zugänglichkeit dieser so wichtig!
Solltest auch du Interesse haben dich bei [U25] als ehrenamtliche:r Peerberater:in zu engagieren, findest du hier weitere Informationen und die Kontakte zu [U25] in deiner Stadt: https://www.u25-deutschland.de/mitmachen/
Quellen:
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (2023) SDG 3: Gesundheit und Wohlergehen; veröffentlicht auf https://www.bmz.de/de/agenda-2030/sdg-3#:~:text=Alle%20Menschen%20sollen%20vor%20%C3%BCbertragbaren,in%20finanzielle%20N%C3%B6te%20zu%20geraten; aufgerufen am 24.06.2023
destatis.de (2021) Todesursache Suizide; veröffentlicht auf https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Todesursachen/Tabellen/suizide.html; aufgerufen am 25.06.2023
Nowak, Marcus (2023) Online-Beratungsstelle für Jugendliche in Krisensituationen; veröffentlicht auf https://www.bonifatiuswerk.de/de/news/2023/online-beratungsstelle-fuer-jugendliche-in-krisensituationen/; aufgerufen am 25.06.2023
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