Digitalsustainable

Das Duett zwischen Digitaler Transformation und Nachhaltigkeit

Mein Perspektivwechsel im Tierheim

Lennart2

Als Studierende im Masterstudium „Digital Transformation & Sustainability“ beschäftigen wir uns oft mit großen Fragen: Wie gelingt der gesellschaftliche Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit? Welche Rolle spielen digitale Technologien bei der Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft? Und wie können wir als zukünftige Fach- und Führungskräfte Verantwortung übernehmen und wirksam handeln? Die Sustainability Challenge ist in diesem Kontext ein ganz besonderer Bestandteil des Curriculums – denn sie verlässt den Raum der Theorie und zwingt uns buchstäblich dazu, mit anzupacken.

Meine Aktivitätsspende führte mich zum Tierschutzverein Elmshorn und Umgebung e.V. – eine gemeinnützige Organisation, die sich für die Aufnahme, Pflege und Vermittlung von Fund- und Abgabetieren einsetzt. Meine Aufgabe dort war schnell umrissen: 40 Stunden körperliche Arbeit, größtenteils bestehend aus dem Spülen hunderter Futternäpfe und dem Reinigen von Zwingern. Keine anspruchsvollen Tools, keine Workshops, keine Teammeetings. Stattdessen: Gummistiefel, Desinfektionsmittel und ein klarer Arbeitsplan.

Zu Beginn empfand ich diese Aufgabe ehrlich gesagt als enttäuschend. Ich hatte gehofft, durch emotional fordernde Situationen und neue Herausforderungen über mich hinauszuwachsen. Stattdessen war ich mit Routinetätigkeiten konfrontiert, die mich weder geistig forderten noch einen klaren Lernfortschritt erkennen ließen. Ich fragte mich, wie diese Arbeit, so sinnvoll sie objektiv auch sein mochte, zu meinen persönlichen Lernzielen beitragen sollte.

Doch dann hatte ich einen Moment, der meine Perspektive veränderte. Über der Tür zur Küche, meinem täglichen Arbeitsplatz, hing ein einfaches Schild mit der Aufschrift: „Alles für das Tier“. In einem kurzen, stillen Moment wurde mir bewusst, dass es hier nicht um mich ging. Nicht um meine Ziele, nicht um meinen Lernerfolg, nicht um meine persönliche Entwicklung. Sondern darum, dass ich gebraucht wurde. Diese Erkenntnis war tiefgreifender, als es jede noch so ausgefeilte Methodik je hätte leisten können.

Die Sustainability Challenge ist damit weit mehr als ein praktisches Modul. Sie ist ein radikaler Perspektivwechsel. Wir lernen nicht durch Vorträge, sondern durch Verantwortung. Durch das Erleben von Selbstzurücknahme in einem System, das auf unsere Mithilfe angewiesen ist. Das ist gelebte soziale Nachhaltigkeit. Und es ist ein wertvoller Kontrast zum oft ich-zentrierten Ansatz des Selbstoptimierens, der auch in Hochschulkontexten zunehmend Einzug hält.

Eine weitere Erkenntnis, die ich aus meiner Zeit im Tierheim mitgenommen habe, betrifft die Bedeutung des sozialen Miteinanders. Die Kommunikation mit den Mitarbeitenden war auf das Nötigste beschränkt, Gespräche über Persönliches fanden kaum statt. Dadurch wurde mir bewusst, wie sehr ich zwischenmenschliche Interaktion als Teil eines erfüllenden Arbeitsalltags schätze, ein Aspekt, den ich für meine eigene berufliche Zukunft nicht mehr unterschätzen werde.

Rückblickend war die Entscheidung für diesen Einsatzort genau richtig. Nicht, weil er mir das geboten hat, was ich erwartet habe – sondern gerade, weil er das nicht tat. Die Sustainability Challenge zeigt, wie kraftvoll Lernen sein kann, wenn wir aufhören, alles durch unsere eigene Brille zu betrachten. Wer bereit ist, sich zurückzunehmen, kann in diesen Momenten die vielleicht wertvollsten Lektionen überhaupt lernen: Demut, Einsatzbereitschaft und die Fähigkeit, auch dann Verantwortung zu übernehmen, wenn niemand zuschaut.

Autor: Lennart Scherbath DTS23

Mein Perspektivwechsel im Tierheim