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Das Duett zwischen Digitaler Transformation und Nachhaltigkeit

Mobilitätswende im öffentlichen Busverkehr

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Der hohe Emissionsanteil durch stetig zunehmendes Verkehrsaufkommen, insbesondere im Individual- und Güterverkehr[1], fördert den Klimawandel. Denn obwohl Verbrennungsmotoren in den letzten Jahren effizienter geworden sind, machen sie noch über 95% der Emissionen im Verkehrssektor aus[2]. Es muss jedoch nicht nur das Fahrzeug energieeffizienter werden, sondern auch die Art der Mobilität nachhaltiger. Beispielsweise werden aktuell im Individualverkehr die meisten Strecken mit dem privaten PKW zurückgelegt[3]. Aus modernen Mobilitätskonzepten geht jedoch hervor, dass der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) zukünftig eine wesentlich stärkere Rolle spielen wird.

Fehlendes Angebot an emissionsfreien Fahrzeugen

Doch dieser steht vor einer Herkulesaufgabe. Vergangene Projekte der Städte Hamburg, Frankfurt und Mainz, welche ein CO2 freien ÖPNV etablieren wollten scheiterten, da kein Anbieter marktreife Wasserstoff oder Elektrobusse anbieten konnte.[4][5] Insbesondere bei Bussen ist die Knappheit des Angebots emissionsfreier Lösungen ein Problem, denn für Städte kann das fehlende Angebot rechtliche Konsequenzen haben. So hat beispielsweise das Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (kurz: BMVI) einen Gesetzesentwurf ausgearbeitet, welcher verbindliche Mindestquoten an sauberen Nutzfahrzeugen bei Neubeschaffung vorgibt (SaubFahrzeugBeschG).

Abbildung 1: § 2 Absatz 7 SaubFahrzeugBeschG im Überblick

Auch helfen die Bestrebungen großer Automobiloems die Entwicklungen von Schadstoffreien-Antrieb-basierten Neufahrzeugen den Wandel zum emissionsfreien Transport nicht umittelbar. So helfen sie wohl langfristig bei der Kostenreduktion der klimaneutralen Mobilität und ist langfristig unumgänglich, jedoch werden bei der Anschaffung von Neufahrzeugen mit CO2 freien Antrieben wird das ersetzte Fahrzeug häufig in Entwicklungsländern weiterverwendet und damit nicht aus der Emissionskette entfernt. Zudem fällt bei der Herstellung eines Neufahrzeuges eine signifikante Menge an CO2 an.

Eine emissionsfreie Bus-Lösung sollte also für die Verkehrswende skalierbar sein, ein großes, neues Angebot schaffen und auch den aktuellen Fahrzeugbestand miteinbeziehen, um tatsächlich nachhaltig zu sein und die Ziele des BMVI erreichen zu können.

Möglicher Lösungsansatz – alt ist das neue Neu

Einige findige Firmen wie e-troFit oder Tassina setzten hier an, um eine Nachrüstlösung auf alternative Antriebe für Nutzfahrzeuge zu entwickeln[6] und den ehemaligen Dieselbussen so ein zweites, nachhaltiges Leben zu gewähren.

Abbildung 2: Erster umgerüsteter Elektrobus von e-troFit ©e-troFit GmbH [7]Abbildung 3: Tassima macht Berliner Sightseeing Touren klimaneutral ©Tassima [8]

Die meisten dieser Umrüstlösungen sind jedoch aktuell noch in der Entwicklungsphase. So ist die Pionierlösung von e-troFit nur für den E-Citaro von Mercedes anwendbar und nach zweijähriger Pilotphase seit Ende 2019 serienreif verfügbar[9]. Weitere Busmodelle müssen erst noch ähnlich aufwendig entwickelt und validiert werden. Bis hier also flächendeckende Umrüstungen stattfinden können dauert das noch. Dazukommt, dass alternative Antriebe noch die absolute Ausnahme sind und ohne öffentliche Förderung passiert vor allem im Bereich Wasserstoff noch wenig. So sind alle heute in der Europäischen Union (EU) verkehrenden Wasserstoffbusse im Rahmen von Projekten gekauft, welche von der EU-kofinanziert wurden[10].

Die Frage bleibt also weiterhin, wie die Mobilitätswende final aussehen wird. Ich persönlich finde es spannend, welche Lösungen plötzlich gefunden werden, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern. Da wir nicht wissen wie schnell schnell genug ist, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, sollten wir uns bei entschiedenen Schritten bei der Mobilitätswende denke ich nicht zurück halten und Klimainnovationen den Weg bereiten.

Manuel Schmidt, Digistainable 2020


Quellen

[1] Kraftfahrt Bundesamt. 2019. ‘Verkehr in Zahlen 2019/2020’, 372.
[2] Bundesministerium für Umwelt, N. und nukleare Si. (2019). Monitoringbericht 2019 | Downloads | BMU. https://www.bmu.de/download/monitoringbericht-2019/
[3] Umwelt Bundesamt. 2020. ‘Verkehrswende für ALLE – So erreichen wir eine sozial gerechtere und umweltverträglichere Mobilität’, 32.
[4] ‘Pilotprojekt Gescheitert: Hamburg Schafft Wasserstoffbusse Wieder Ab, Flotte.de, Flottenmanagement, Fuhrpark’. n.d. Accessed 12 March 2021. https://flotte.de/rss/1/328746/pilotprojekt-gescheitert-hamburg-schafft-wasserstoffbusse-wieder-ab.html.
[5] ‘Frankfurt will Wasserstoffbusse kaufen: Das ist der Vorteil gegenüber Elektrobussen’. 2020. https://www.fnp.de. 3 February 2020. https://www.fnp.de/frankfurt/frankfurt-stadt-will-neue-wasserstoffbusse-linien-kaufen-13517593.html.
[6] https://www.urban-transport-magazine.com/umruestung-statt-neukauf-umbau-von-diesel-auf-elektrobusse/
[7] https://www.e-trofit.com/unternehmen/news-und-presse#section-2
[8] https://www.urban-transport-magazine.com/umruestung-statt-neukauf-umbau-von-diesel-auf-elektrobusse/
[9] https://www.energate-messenger.de/news/192597/neue-firma-ruestet-dieselbusse-zu-stromern-um
[10] https://www.busplaner.de/de/news/brennstoffzellen_aktuelle-brennstoffzellenbusprojekte-europa-die-grosse-uebersicht-60755.html

Mobilitätswende im öffentlichen Busverkehr