Was passiert, wenn Forschung nicht nur gelesen, sondern konkret umgesetzt wird? Diese Frage stand im Mittelpunkt unseres Praxisprojekts im dritten & vierten Semester des Masters „Digital Transformation & Sustainability“. Unser Ziel: ein greifbares Artefakt zu schaffen, das echten Impact erzeugt. Lokal, praxisnah und wirksam. Das Ergebnis war ein mehrsprachiger Bioabfall-Guide für Hamburger Haushalte. Klingt unspektakulär? Ist es aber nicht, zumindest nicht, wenn man sich den Weg und die Wirkung genauer anschaut.
Ausgangspunkt war eine intensive Forschungsphase zu den Herausforderungen in der Bioabfallwirtschaft Hamburgs. In Gesprächen mit der Stadtreinigung, Umweltbehörden und dem Witzenhausen-Institut wurde deutlich, dass vor allem in dicht besiedelten Stadtteilen die Trennung von Bioabfall mangelhaft ist, mit erheblichen Folgen für Ressourcenschonung, Emissionen und Verwertungsqualität. Besonders problematisch: fehlendes Wissen, eingeschränkter Zugang zu Biotonnen und geringe Motivation zur korrekten Trennung.
Daraus entstand unser Ansatz: Aufklärung durch niedrigschwellige Informationsvermittlung. Der „Bioabfall-Guide“ wurde als kompaktes, alltagsnahes Informationsmedium entwickelt, in sechs Sprachen übersetzt und gezielt in problematischen Stadtteilen wie Hoheluft-West, Eimsbüttel und Dulsberg verteilt. Insgesamt 2.500 Flyer mit potenziell rund 4.700 Rezipienten. Der Inhalt? Warum Bioabfalltrennung wichtig ist, wie man eine Tonne beantragt, was hineingehört (und was nicht) sowie praktische Tipps gegen Gerüche oder Platzprobleme.
In Kooperation mit der Stadtreinigung Hamburg konnten wir mit unseren Flyern, direkt integriert, einen Gutschein-Coupon für kostenlose Bioabfalltüten zur Verfügung stellen und so einen unmittelbaren Anreiz für Veränderung setzen. Auch das Marketingteam der Hochschule war eingebunden, um die Aktion auch medial zu begleiten und weitere Hamburger:innen anzusprechen.
Warum das alles wichtig ist? Weil Wirkung – oder wie wir im Modul sagen: Impact – mehr ist als ein gedrucktes Produkt. Unsere Outputs waren messbar: 2.500 Flyer, sechs Sprachversionen, gezielte Verteilung. Unsere Outcomes zeigen sich indirekt, z. B. in Form veränderter Entsorgungspraktiken oder neuer Gespräche über Abfalltrennung in der Nachbarschaft.
Und der Impact? Eine potenziell verbesserte Qualität und Quantität der Bioabfälle, weniger Emissionen, mehr Ressourcennutzung und ein kleiner, aber relevanter Beitrag zur Erreichung der SDGs.
Besonders deutlich wurde uns im Verlauf des Projekts, wie stark der tatsächliche Impact von der Gestaltung, der Ansprache und der Verteilung abhängt. Ein gut gemeinter Flyer im falschen Viertel oder in der falschen Sprache bringt wenig. Effektive Nachhaltigkeit braucht Zielgruppenverständnis, lokale Verankerung und pragmatische Lösungen. Hier konnte das Projekt zeigen, wie theoretisches Wissen aus der Vorlesung im echten Leben greift – und wie Studierende echte Veränderung anstoßen können.
Unser Fazit: Auch kleine Maßnahmen können große Wirkungen entfalten, wenn sie gut durchdacht und konsequent umgesetzt werden. Und genau darin liegt der transformative Charakter unseres Studiums: Theorie, Praxis und Wirkung in Einklang zu bringen. Der Bioabfall mag unscheinbar sein, aber wer genauer hinschaut, erkennt darin eine wertvolle Ressource. Und wer handelt, schafft Impact.
Falls dein Interesse geweckt wurde und du etwas mehr zum Thema Bioabfall lernen möchtest, gelangst du über diesen Link zu den digitalen Versionen unseres Bioabfall-Guides.
Autor: Lennart Scherbath, DTS23