Digitalsustainable

Das Duett zwischen Digitaler Transformation und Nachhaltigkeit

HafenCity – ein nachhaltiges Stadtkonzept?!

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Moin! An was denkst du, wenn du an die HafenCity der Stadt Hamburg denkst?  

Vor ein paar Wochen waren dies noch die Worte, die mir persönlich in den Sinn kamen: 

  • Prestige  
  • Luxuswohnungen 
  • Steuergelder
  • Riesige U-Bahn-Stationen  

Zugegebenermaßen hielt es sich hierbei um meine Vorurteile über den neuen Stadtteil. Nichtsdestotrotz wurde das (Nachhaltigkeits-) Konzept der HafenCity bereits vielfach kontrovers diskutiert. Beispielsweise ist im Fazit einer Studie des Hamburger Zukunftsrats aus dem Jahr 2010 folgender Satz zu finden: „Die HafenCity ist nicht das strahlende Modellprojekt für vollkommene Nachhaltigkeit, als das die Werbemedien der HafenCity GmbH und des Hamburg-Marketing den Stadtteil gerne herausstellen“ (Menzel, 2010).  

Nun ist die Studie schon zehn Jahre alt und das Projekt sowie der Bau entsprechend fortgeschritten – da mag es wertvoll sein, nochmal einen Blick auf die HafenCity zu werfen!

Dieser Beitrag besteht nicht nur aus einer Web-Recherche zur aktuellen Entwicklung des Stadtkonzepts, sondern auch aus meinen Eindrücken einer Führung durch die HafenCity im Oktober 2020Ohne Anspruch auf Vollständigkeit möchte ich euch einen kleinen Eindruck vom HafenCity-Konzept vermitteln, indem ich euch unterteilt nach den drei Säulen der Nachhaltigkeit ausgewählte Projekte und Themen vorstelle.

Ökonomische Nachhaltigkeit

Im Bereich der ökonomischen Nachhaltigkeit geht es unter anderem um nachhaltiges Wirtschaften. Dazu gehört beispielweise eine Strategie, die es ermöglicht, dass Investitionen nicht auf dem Rücken zukünftiger Generationen getätigt werden – bei der also keine bis wenige Schulden aufbaut werden (Schulz 2020).  

Wie sieht es bei der HafenCity mit den Themen Investitionen und Schulden aus? Bereits 1991 begann die Stadt Hamburg mit dem stückweisen Rückkauf der Grundstücke des Freihafens. Dieser gehörte somit vor Planungs-/ Baubeginn größtenteils der Stadt, die dann „ungestört“ Europas größtes Stadtentwicklungsprojekt planen konnte. Überwiegend finanziert wird das gesamte Bauvorhaben nicht aus Steuergeldern, sondern aus den Grundstücksverkaufserlösen eben dieser sich im städtischen Eigentum befindlichen Grundstücke. Die für die Stadtteilentwicklung zuständige HafenCity Hamburg GmbH beschäftigt sich im Namen der Stadt mit Entwicklungstätigkeiten (bspw. Infrastrukturplanung), die Grundstücke selbst werden dann aber an (private) Bauherren verkauft. Somit finanziert sich das Stadtprojekt im Grunde genommen selbst (HafenCity 2020a, HafenCity 2020b).

Ökologische Nachhaltigkeit

Bei der ökologischen Nachhaltigkeit geht es im Allgemeinen um den verantwortungsvollen Umgang mit Wasser, Energie und endlichen Rohstoffen. Zudem sollen Schäden am Ökosystem durch die Förderung von Biodiversität vermieden werden (Schulz 2020).  

An dieser Stelle möchte ich mit euch einen Blick auf die Gebäude der HafenCity werfen. Bauvorhaben, die bis zum Jahr 2007 bereits final unterzeichnet waren, unterlagen hinsichtlich der Nachhaltigkeit tatsächlich nur rechtlichen Baubestimmungen, wie beispielweise der Energie-einspar-Verordnung. Ein spezifischer Fokus der HafenCity auf Nachhaltigkeit in der Vergabe der Bauprojekte war nicht zu erkennen (Menzel 2020). Doch das änderte sich mit der Einführung eines eigenen Umweltzeichens der HafenCity, dem ersten Zertifizierungssystem für nachhaltiges Bauen in Deutschland. Durch das Umweltzeichen wird sichergestellt, dass die Gebäude im besonderen Maße nachhaltige Konzepte verfolgen, da es Voraussetzung und Kriterium für die Auswahl der Bauvergaben ist (2020c).  

Zusätzlich gibt es auch besondere Konzeptgebäude wie ein Cradle-to-Cradle Wohnhochhaus und ein „Null-Emissionen“ Gebäude , welches der neue Unternehmenssitz der HafenCity Hamburg GmbH wird.  

Dennoch ist die HafenCity nicht perfekt. Erschreckt hat mich persönlich, dass trotz allem Fokus auf Nachhaltigkeit in der HafenCity ein neuer Kreuzfahrtterminal entsteht. Ziel dahinter ist natürlich, dass ankommende Touristen direkt in der erweiterten Innenstadt ankommen und konsumieren können. Zwar verweist die HafenCity Hamburg GmbH auch auf alternative Antriebe wie LNG und die Einplanung der Emissionen in naheliegende Gebäudekonzepte  (HafenCity, 2020d) – dennoch scheint das Ganze nicht unbedingt zusammenzupassen.

Soziale Nachhaltigkeit

Soziale Nachhaltigkeit stellt den Menschen in den Mittelpunkt (Schulz, 2020). Der reine Bau von Prestigewohnungen würde dieser Grundsäule widersprechen – aber was sind überhaupt die Wohnkonzepte der HafenCity?  

Insgesamt soll die HafenCity 16.000 Menschen ein Zuhause bieten. Dabei werden Miet- und Eigentumswohnungen in unterschiedlichen Preisniveaus angeboten. Die HafenCity Hamburg GmbH gibt an, dass die Mieten „durchschnittlich um 2–3 €/qm höher als in vergleichbaren frei finanzierten Neubauten der inneren Stadt sind“ (HafenCity 2020e). Ausgenommen ist hier der geförderte Wohnungsbau, für diesen werden aufgrund der gestiegenen Miet- und Kaufpreise seit 2011 ein Drittel der Wohnbaugrundstücke ausgeschrieben (Geförderte Wohnungen liegen bei 6,50 €/qm – 13,00 €/qm) (2020e). Der Guide in der Führung erzählte, dass zudem Bauprojekte bevorzugt werden, die soziale Nachhaltigkeit direkt fördern. Er nannte beispielsweise ein Inklusions-Studentenwohnheim bei dem Studenten ohne Behinderung zusammen mit jungen Menschen mit Behinderung wohnen und ein Wohnhaus einer Baugemeinschaft, bei der die einzelnen Bewohner gemeinsam am Plan ihres neuen Wohnhauses beteiligt waren. Mehr zum Thema Wohnen in der HafenCity findet ihr hier.

Ist die HafenCity nun ein nachhaltiges Stadtkonzept?

Um eine fundierte Aussage über die Nachhaltigkeit der HafenCity zu treffen, ist dieser Blogbeitrag sicherlich nicht ausreichend. Doch das war auch nicht zwingend mein Ziel. Mein persönlicher Eindruck ist, dass in der HafenCity schon einige spannende nachhaltige Ideen und Konzepte umgesetzt werden und nicht nur darüber geredet wird! Toll finde ich auch, dass sich jeder kostenlos über Führungen oder einen Besuch im Osaka Nachhaltigkeits-Pavillon über das Stadtkonzept informieren kann (genaueres hier). Vielleicht habe ich den ein oder andern dazu motiviert die Thematik nochmal genauer zu betrachten. Meine Vorurteile habe ich durch genaueres Hinschauen auf jeden Fall hinterfragt und meine Meinung angepasst! Vielleicht habe ich nun auch dein Interesse für die HafenCity geweckt?

Viel Spaß beim Erkunden!  

Susanne Engelhardt, Digistainable 2019 

Quellen:

HafenCity. 2020a. „Daten & Fakten zur HafenCity Hamburg“. https://www.hafencity.com/de/ueberblick/daten-fakten-zur-hafencity-hamburg.html. zugegriffen am 26.10.20. 

HafenCity. 2020b. “Chronik der HafenCity“. https://www.hafencity.com/de/chronik-der-hafencity.html. zugegriffen am 26.10.20. 

HafenCity. 2020c. „Ein Zeichen für die die Nachhaltigkeit: Das Umweltzeichen HafenCity”. https://www.hafencity.com/de/konzepte/ein-zeichen-fuer-die-die-nachhaltigkeit-das-umweltzeichen-hafencity.html. zugegriffen am 26.10.20. 

HafenCity. 2020d. „Kreuzfahrtterminal: reduzierte Emissionen in der HafenCity”. https://www.hafencity.com/de/konzepte/kreuzfahrtterminal-reduzierte-emissionen-in-der-hafencity.html. zugegriffen am 26.10.2020. 

HafenCity. 2020e. „Was kostet Wohnen in der HafenCity?”. https://www.hafencity.com/de/faq-wohnen-arbeiten/was-kostet-wohnen-in-der-hafencity-.html. zugegriffen am 26.10.2020. 

Menzel, Jochen. 2010. „Wie nachhaltig ist die HafenCity Hamburg?“. Hamburger Zukunftsrat. https://www.zukunftsrat.de/fileadmin/pdf/stadtentwicklung/2010_hafencity_kurzstudie_ZR.pdf. zugegriffen am 29.10.20. 

Schulz, Sven Christian. 2020. „Drei Säulen der Nachhaltigkeit: Ökologie, Wirtschaft und Soziales“. https://utopia.de/ratgeber/drei-saeulen-der-nachhaltigkeit-modell/. zugegriffen am 26.10.20

HafenCity – ein nachhaltiges Stadtkonzept?!