Digitalsustainable

Das Duett zwischen Digitaler Transformation und Nachhaltigkeit

Diesen Fehler machen wir nicht noch einmal 

Diesen Fehler machen wir nicht noch einmal_800x450

„In der Regel erhalten Antragstellende nach Vorlage eines vollständigen Antrags innerhalb von drei Monaten Rückmeldung über das Ergebnis ihres Genehmigungsverfahrens.“1 

Weil wir diese Information mindestens 3 Monate zu spät gesehen haben, wurde Arbeit von 4 Personen über 4 Monate mit einem Mal komplett hinfällig. Worum geht es? Was ist passiert? Was lief schief? Und ganz besonders: Was lernen wir daraus?  

Die Vorgeschichte:  

Im dritten Semester unseres Masterstudiums „Digital Transformation and Sustainability“ startete das Modul „Praxisprojekt“. Dabei hatten wir ein Semester Zeit zu einem selbstgewählten Thema eine ausführliche wissenschaftliche Erarbeitung fertigzustellen. Wir sind der Frage nachgegangen, ob das Lehrangebot zu ökologischer Nachhaltigkeit an Schulen von den sozialen Voraussetzungen der Schüler*innen abhängt. Dazu haben wir entlang der – etwas provokant – aufgestellten These „Lehrkräfte an Schulen mit einem niedrigen Hamburger Sozialindex lehren weniger über ökologische Nachhaltigkeit als Lehrkräfte an Schulen mit einem hohen Sozialindex“ sowie weiterer Unter-Hypothesen und Fragestellungen systematisch erarbeitet, hergeleitet und wissenschaftlich unterlegt. Am Ende der vier Monate Bearbeitungszeit hatten wir uns nicht nur das Hamburger Schulsystem und dessen soziodemographischen Eigenschaften, Hamburger Bildungspläne in Bezug auf die Lehre von Nachhaltigkeit und die Bedeutung von Bildung angeschaut. Wir hatten auch einen fertigen Fragebogen für eine quantitative Datenerhebung an Hamburger Schulen entworfen. Denn im nächsten – dem vierten – Semester begann der zweite Teil des Praxisprojekts: Das Artefakt. In diesem sollte die Umfrage durchgeführt, die Ergebnisse ausgewertet und Rückschlüsse gezogen werden.  

Der Tiefpunkt: 

Hier kam der Punkt, an dem unser gesamtes Projekt scheiterte. Ohne es vorab je hinterfragt zu haben, haben wir zum Start des Artefakts erfahren, dass wir die Umfrage nicht ohne weiteres an Hamburger Schulen schicken dürfen, sondern dies erst durch das Institut für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwicklung (IfBQ) geprüft und genehmigt werden muss. Dieser Prozess allein dauert in der Regel drei Monate, ohne Aussicht auf jegliche Form eines Eilverfahrens. Mit einem Blick auf das vorgeschriebene Fertigstellungsdatum des Artefakts war sofort klar, dass keine Zeit bleibt auf die Genehmigung zu warten und danach noch rechtzeitig die Umfrage durchzuführen und auszuwerten.  

Ein (metaphorischer) Schlag ins Gesicht.  

Damit standen wir auf einmal ohne Idee für ein Artefakt da. Unsere vorangegangene Arbeit von 4 Monaten mit einigen durchgearbeiteten Wochenenden war komplett hinfällig und umsonst. Und das frustrierteste daran: Wir sind es selbst schuld. Ein paar Minuten an Recherche hätte gereicht, um diese Situation zu vermeiden und herauszufinden, ob und unter welchen Bedingungen wir die Umfrage durchführen dürfen. Im Nachhinein scheint es sehr offensichtlich zuerst zu prüfen, ob und wie wir die Umfrage durchführen dürfen. Allerdings ist dieser Gedanke im Stress und Eifer des Schreibens der Projektarbeit komplett ausgeblieben. 

Ein Tag nach der Erkenntnis in der nächsten Vorlesung durften alle Gruppen des Studiengangs Ihre Artefakt-Ideen vorstellen, erzählen wie weit sie damit sind und Feedback der Mitstudierenden einholen. Während andere Gruppen schon erste Erfolge zum Artefakt vorstellen konnten, erzählten wir, dass wir plötzlich nichts mehr haben und unsere gesamte Vorarbeit nicht verwendet werden kann. 

Der Aufwind: 

Nachdem wir unseren aktuellen Stand des (nicht vorhandenen) Artefakts vorgestellt hatten, folgten 10 Sekunden in dem unsere Mitstudierenden uns stumm und mit verwirrten Augen anguckten. Dann gingen die Hände und damit das Brainstorming los. Erste Wortmeldung: „Seht das doch als Chance, dass ihr nochmal eine komplett neue Idee verfolgen könnt.“ Zweite Wortmeldung: „Ihr könnt doch auch sowas wie einen Nachhaltigkeitstag oder eine Unterrichtseinheit gestalten. Vielleicht an einer Schule mit Schüler*innen die tendenziell einen schwächeren soziodemographischen Hintergrund haben. Dann hat das auch noch was mit eurer ursprünglichen Fragestellung zu tun. Die ist ja weiterhin interessant.“ Dritte Wortmeldung: „Ich hatte letzte Woche eine Anfrage von einem Kontakt aus einer Schule hier in Hamburg die gerade eine Projektwoche zum Thema Nachhaltigkeit organisieren und dafür Hilfe brauchen. Sowas könnte doch ganz gut passen, oder? Wenn ihr wollt, leite ich euch eben den Kontakt weiter.“ 

Mit dieser Meldung einer Mitstudierenden hatten wir auf einmal wieder Hoffnung und eine Idee für ein neues Artefakt.  

Tatsächlich erarbeiten wir aktuell genau mit dem genannten Kontakt der Schule abwechslungsreiche und lehrreiche Unterrichtseinheiten für verschiedene Jahrgänge zu dem Thema Nachhaltigkeit. Konkret findet eine Themenwoche zu den Sustainable Development Goals statt, von welcher wir den Einstieg inhaltlich planen. 

Das Gelernte: 

Natürlich schmerzt es immer noch, so viel Arbeit in Form der wissenschaftlichen Ausarbeitung scheinbar „umsonst“ gemacht zu haben, aber Rückblickend haben wir durch diesen holprigen Weg viele sehr wichtige Lektionen für die Zukunft mitnehmen dürfen: 

Zum einen das Risiko einer Projektplanung nach dem Wasserfall-Prinzip und dabei die Gefahr kritische Faktoren für den Projekterfolg zu übersehen und nicht rechtzeitig zu prüfen. Im Nachhinein ist die Prüfung, ob und wie wir die Umfrage durchführen dürfen, ein sehr offensichtlicher und kritischer Erfolgsfaktor, welcher vorab hätte geprüft werden müssen. In der Bearbeitungszeit haben wir dies übersehen und versäumt. So ein Fehler wird uns sicher nicht noch einmal passieren. 

Zum anderen haben wir erfahren, wie wichtig es ist eine positive Einstellung zu bewahren, erstklassige Mitstudierende und Freunde zu haben und wie schnell sich durch gemeinsames Brainstorming und eine konstruktive Einstellung großartige Ideen und Lösungsansätze ergeben können.  

Heute stehen wir kurz vor dem Abschluss unseres Artefakts. In zwei Wochen werden wir einen Tag lang in verschiedenen Jahrgangsstufen einer Hamburger Schule den von uns inhaltlich vorbereiteten Einführungstag in das Thema Sustainable Development Goals umsetzen und begleiten. Die Vorbereitung hat viel Spaß gemacht und war lehrreich, sodass wir uns nun auf den Tag der Umsetzung freuen. Das unser Artefakt noch so ein positives Ende nimmt, hatte kurzzeitig keiner mehr von uns gedacht.  

(Als Schlussnote finden Sie hier noch den Link zu unserem Artefakt: KLICK) 

Steffen Meuwesen, DTS20

Diesen Fehler machen wir nicht noch einmal